Verunreinigt
Personalie: K+S-Chef Norbert Steiner wird wegen Umweltvergehen angeklagt.
Der Geschichte der Verunreinigung der Werra-Region mit Abwässern aus der Kaliförderung wird ein neues Kapitel hinzugefügt: Die Staatsanwaltschaft im thüringischen Meiningen hat gegen 14 Mitarbeiter des Düngemittel- und Salzherstellers K+S sowie drei Mitarbeiter des Landesbergamtes wegen Verdachts auf Gewässerverunreinigung und »unerlaubten Umgang mit Abfällen« erhoben. Darunter ist auch Konzernchef Norbert Steiner.
Der am 3. November 1954 im westfälischen Siegen geborene Manager, dessen Vater bereits in der Bergbauindustrie beschäftigt war, könnte theoretisch selbst seine Verteidigung übernehmen. Immerhin hat er Rechtswissenschaften in Heidelberg studiert. Seine Berufstätigkeit startete er 1983 bei BASF, bevor er zehn Jahre später zu K+S nach Kassel wechselte. Im Jahr 2000 stieg er in den Vorstand auf, war unter anderem für Recht zuständig. Seit Mitte 2007 ist der Liebhaber von Wagner-Opern Konzernchef. Zwei Mal wurde seine Amtszeit verlängert - aktuell bis 2017.
Nun könnte der Jurist Steiner in den Genuss eines Präzedenzfalles kommen: Erstmals wird der amtierende Chef eines DAX-Konzerns wegen Umweltvergehen von der Staatsanwaltschaft angeklagt. Das Verfahren geht auf eine Strafanzeige der Gemeinde Gerstungen aus dem Jahr 2008 zurück, die besonders unter verunreinigtem Trinkwasser zu leiden hat. Demnach besteht der Verdacht, dass der gerade im Osten recht unbeliebte Konzern illegal Kaliendlauge in den Boden presste und zuständige Beamte unrechtmäßig die Genehmigung dazu erteilten, erklärte die Staatsanwaltschaft. K+S müsse die rechtswidrig erzielten Gewinne zurückerstatten - dem Vernehmen nach soll es sich um 325 Millionen Euro handeln.
Der Konzern sieht sich zu Unrecht am Pranger und beruft sich auf ein selbst in Auftrag gegebenes Gutachten. Ob es zum Prozess gegen Steiner & Co. kommt, muss das Landgericht Meiningen entscheiden. Eine andere Niederlage ist dem passionierten Rodler aber schon gewiss: K+S steigt Mitte März in die zweite deutsche Börsenliga, den MDAX, ab.
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