Hamburg: Rechte Straftaten 2015 um 90 Prozent gestiegen
Bürgerbüro der LINKEN in Heiligenstadt (Thüringen) attackiert / Angolaner in Cottbus zusammengeschlagen und rassistisch beleidigt / Übergriffe auf Asylheime in Schönbrunn und Niederlehme
Dem Staatsschutz zufolge ist die Zahl der rechtsradikalen Übergriffe und anderer Straftaten in Hamburg im vergangenen Jahr um mehr als 90 Prozent gestiegen. Wie die »Welt« berichtet, seien im Jahr 2025 ingesamt 569 rechte Straftaten gezählt worden. Dabei ist die Statistik noch nicht einmal vollständig, weil unter anderem noch mit Nachmeldungen der Bundespolizei zu rechnen ist. Die Mehrheit der registrierten Fälle enfallen auf Propagandadelikten – unter anderem das Zeigen des Hitlergrußes – und Straftaten im Zusammenhang mit Sachbeschädigungen, bei denen es sich vorwiegend um rassistische Attacken auf Flüchtlingsunterkünfte handelt.
»Die Zahl der registrierten rechten Straftaten, die sich direkt gegen bewohnte oder geplante Flüchtlingsunterkünfte richten, ist in Hamburg vielleicht niedriger als im Bundesdurchschnitt«, erklärt die Hambruger LINKEN-Innenexpertin Christiane Schneider. Allerdings sei auch in der Hansestadt eine steigende Zahl gewalttätiger rechter Übergriffe auf Menschen zu beobachten.
Auf das Bürgerbüro der LINKEN in Heiligenstadt (Thüringen) ist ein Anschlag verübt worden. Unbekannte haben am Sonntagmorgen gegen 2.30 Uhr eine Bierflasche auf das Büro am Marktplatz geworfen, wie eine Polizeisprecherin am Montag mitteilte. Ein Anwohner habe das Zerbersten der Scheibe gehört, aber niemanden mehr entdecken können. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Es könne sich sowohl um eine rechtsmotivierte Tat als auch eine Aktion von Betrunkenen gehandelt haben, hieß es. Die Flaschenscherben würden kriminaltechnisch untersucht. Der Sachschaden belaufe sich auf etwa 200 Euro. Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) gab es im vergangenen Jahr 45 Übergriffe auf Abgeordnetenbüros. 2014 waren es 24. Auch seit Jahresbeginn waren bereits wieder Büros etwa von Linken und CDU sowie das »Haus der Demokratie« in Kahla Ziel von Anschlägen.
In Schönbrunn im Steigerwald (Bayern) haben ein Mann und eine Frau am Sonntagmorgen einen Flüchtlingsunterkunft attackiert. Wie die Polizei mitteilt, hätten die beiden Personen ein Bauzaunelement, einen Pflasterstein sowie eine Bierflasche gegen die Außenfand des Hauses geworfen. Dabei sollen die Täter rassistische Parolen gebrüllt haben, berichten Augenzeugen. Beamte konnten die Täter noch vor Ort festnehmen, es soll auch Alkohol im Spiel gewesen sein.
In Cottbus (Brandenburg) wurde in der Nacht zum Sonntag ein 36-Jähriger von einem Unbekannten erst ausländerfeindlich beschimpft und anschließend ohne Vorwarnung geschlagen und mit den Füßengetreten. Das Opfer musste aufgrund seiner Verletzungen im Krankenhaus behandelt werden. Zur Hilfe eilte dem Pakistaner ein Angolaner, der vom Täter ebenfalls beleidigt wurde. Der unbekannte Schläger konnte flüchten.
Bereits am Samstagabend verschafften sich zwei alkoholsierte Personen Zutritt zu einer Asylunterkunft in Niederlehme (Brandenburg). Nachdem sie zunächst versuchten, einige Bewohner der Unterkunft durch Pöbeleien zu provozieren, verließen sie die Einrichtung wieder, kamen allerdings kurz darauf vermummt wieder zurück. Zunächst schlugen sie gegen die Eingagstür und schlugen schließlich mit einer Flasche eine Fensterscheibe ein. Die Kriminalpolizei konnte die beiden mutmaßlichen Täter inzwischen ermitteln. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.