Ein veritables Problem
Olaf Standke über die Regierungsbildung in der Slowakei
Erwartungsgemäß hat der slowakische Staatschef Andrej Kiska am Mittwoch Robert Fico mit der Bildung einer neuen Regierung in Bratislava beauftragt. Das Mandat werde erst einmal bis Ende nächster Woche gelten, so der amtierende Ministerpräsident. Schwer vorstellbar allerdings, dass diese Zeitspanne für die Installierung eines Kabinetts reicht. Denn wie man auch rechnet, das Ganze gleicht der Quadratur des Kreises. Ficos Sozialdemokraten sind zwar weiter stärkste Kraft in einer unübersichtlicher gewordenen Volksvertretung, haben aber ihre absolute Mehrheit klar verloren.
Selbst bei Unterstützung durch den nationalistischen Bündnispartner SNS aus früheren Legislaturperioden würde es für die SMER-SD diesmal nicht reichen. Eine Allianz aus vier Mitte-rechts-Parteien wiederum will Fico zwar partout den Weg zur dritten Amtszeit verbauen, hat aber ein großes Problem: Auch ihr fehlt die eigene Mehrheit. Nur in einem Punkt sind sich alle einig: Kein Pakt mit der neofaschistischen »Volkspartei - Unsere Slowakei« des Rechtsextremisten Kotleba, die auf Anhieb 14 Mandate gewann.
Nach dem Rechtsruck bei der Wahl am Wochenende droht der Slowakei wenige Monate vor der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft nun das nächste veritable Problem: Ihr fehlt die Perspektive für eine funktionsfähige Regierung. Vieles spricht da sogar für Neuwahlen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.