Präsident für Myanmar aus dem Hintergrund
Vertrauter der Nobelpreisträgerin Suu Kyi nominiert
Fotos mit Myanmars künftigem Präsidenten zeigen einen Mann im Hintergrund. Mal wartet Htin Kyaw mit ein paar Metern Abstand auf Aung San Suu Kyi, mal verfolgt er konzentriert, wie die Friedensnobelpreisträgerin mit der Presse spricht. Nun soll der 69-Jährige aus dem Schatten der weltbekannten Freiheitsikone treten. Nach dem Ende einer jahrzehntelangen Militärdiktatur soll Htin Kyaw Myanmars erste frei gewählte Regierung seit 1960 anführen.
Suu Kyis Partei, die National League for Democracy (NLD), nominierte den engen Vertrauten der Parteichefin am Donnerstag für das Präsidentenamt. Die voraussichtlich kommende Woche anstehende Wahl gilt als Formsache. Mit 80 Prozent der vergebenen Mandate kann die Partei allein den Präsidenten bestimmen. Aufgrund einer Regel in Myanmars Verfassung durfte Suu Kyi, die in großen Teilen der Bevölkerung wie eine Nationalheilige verehrt wird, aber nicht selbst für das Präsidentenamt nominiert werden. Sie strebt nun eine Position »oberhalb des Präsidenten« an.
Htin Kyaw ging mit Suu Kyi zur Schule, machte in Rangun (Yangon) einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und soll in den 70er Jahren in England studiert haben, als auch Suu Kyi dort lebte. Zurück in Myanmar chauffierte er Suu Kyi regelmäßig und arbeitete mit ihr in einer gemeinnützigen Stiftung. »Ein allerseits respektierter Mann von unantastbarer Integrität«, sagt der Historiker Thant Myint-U über ihn, »eine herausragende Wahl«.
Obwohl die frühere Militärjunta die Regierungsgeschäfte abgegeben hat, kontrollieren die Generäle das Innen- und Verteidigungsministerium und dürfen unabhängig von Wahlergebnissen 25 Prozent der Parlamentsabgeordneten stellen.
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