Internetverwaltung will unabhängig werden
Antrag an US-Behörden überreicht
Am Ende könnte es ganz schnell gehen: Der Plan, die Aufsicht der US-Regierung über die Internetverwaltung ICANN zu beenden, nimmt konkrete Formen an. Bereits ab Oktober will die im US-Bundesstaat Kalifornien ansässige Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) die Kontrolle über das System der Adressen im Netz an eine Reihe von weltweiten Akteuren aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft übergeben. Das Leitungsgremium der ICANN beschloss am Donnerstag bei einem Treffen in Marrakesch (Marokko) den Antrag, der bereits an die US-Behören übergeben wurde. Nun muss die Regierung in Washington entscheiden, ob sie dem Plan zustimmt. Der derzeitige Vertrag zwischen der Obama-Administration und ICANN läuft im September aus.
Bereits seit März 2014 überlegt das US-Handelsministerium, die Aufsicht über ICANN an eine internationale Organisation zu übergeben. Zu diesem Zeitpunkt begannen die Arbeiten an der neuen Struktur. Durch eine Vielzahl an beteiligten Gruppen soll verhindert werden, dass einzelne Akteure wie zum Beispiel die großen Netzprovider zu viel Kontrolle über das Internet bekommen.
Zuletzt deutete das Ministerium im August des vergangenen Jahres an, über September 2016 hinaus die Kontrolle über die Internetverwaltung für drei weitere Jahre behalten zu wollen. Der nun vorgelegte Plan werde von der US-Telekommunikationsbehörde geprüft, bevor er an den Kongress weitergereicht wird.
ICANN ist damit betraut, das sogenannte Domain-Name-System zu verwalten, inklusive der Länderkürzel ».de« oder ».com«. Ohne den Betrieb zentraler Datenbanken für IP-Adressen und Protokollnummern wäre es unmöglich, dass einzelne Computer Internetseiten ansteuern können. Die von der ICANN vergebenen Domains übersetzen die aus langen Zahlenreihen bestehenden IP-Adressen der Webseiten in die bekannten Internetadressen wie »www.nd-aktuell.de«.
»Die Aufgabe der Aufsicht durch die US-Regierung hat eine enorme Symbolik«, sagte ICANN-Vizepräsident Jean-Jaques Sahel gegenüber dem Internetportal Heise.de. »Ich will nicht gerade von einer Revolution sprechen, aber es ist ein großer Schritt.«
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