Ukraine: Neonazis greifen Treffen für Schwulenrechte an

Rauchgranaten und Steine auf LGBT-Aktivisten in Lwiw / Polizei führt nur »Gespräche« mit den Angreifern / Amnesty kritisiert Straffreiheit bei homophober Gewalt

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Im Westen der Ukraine haben knapp 200 Neonazis eine Veranstaltung für die Rechte von Homosexuellen angegriffen. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten, warfen die Rechtsradikalen am Samstag in Lwiw Rauchgranaten und Steine, als ein paar Dutzend Homosexuelle ein Hotel verließen, in dem die Veranstaltung für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen stattfand. Auch Feuerwerkskörper und grüne Farbe flogen auf die Teilnehmer und für sie bereitstehende Busse. Der Angriff ereignete sich trotz eines großen Polizeiaufgebots. Einige der Angreifer hatten sich vermummt, wie die AFP-Reporter beobachteten. Mindestens ein Passant wurde durch die Wurfgeschosse am Bein verletzt. Außerdem gingen die Scheiben mehrerer Autos zu Bruch.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, dies sei nicht der erste Angriff auf Homo- und Transsexuelle in der Ukraine. Diese homophobe Gewalt sei darauf zurückzuführen, dass die Täter straffrei blieben und die Behörden nicht angemessen reagierten, erklärte die Amnesty-Chefin in der Ukraine, Tetjana Masur. Die Polizei teilte laut örtlichen Medien mit, dass keiner der Angreifer festgenommen worden sei. Die Beamten hätten aber pädagogische »Gespräche« mit ihnen geführt.

Lwiw ist eine Hochburg der Nationalisten. Die attackierte Veranstaltung hatte schon vorab für Kontroversen gesorgt. In einem Schreiben an die Stadtverwaltung hatte die griechisch-katholische Kirche der Ukraine, der im Westen des Landes die Mehrheit der Bevölkerung angehört, kritisiert, die Veranstaltung sei eine »Provokation und Zeichen eines teuflischen Krieges«. Die Stadtverwaltung verbot jedwede Demonstration im Zentrum von Lwiw.

Homosexualität wird in der Ukraine immer noch stigmatisiert. Der erste Marsch für die Rechte von Homosexuellen fand erst 2013 in Kiew mit knapp hundert Teilnehmern statt. Im folgenden Jahr wurde er abgesagt, weil die Polizei sich außerstande erklärte, die Sicherheit der Teilnehmer zu garantieren. AFP/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -