Ukraine: Neonazis greifen Treffen für Schwulenrechte an
Rauchgranaten und Steine auf LGBT-Aktivisten in Lwiw / Polizei führt nur »Gespräche« mit den Angreifern / Amnesty kritisiert Straffreiheit bei homophober Gewalt
Berlin. Im Westen der Ukraine haben knapp 200 Neonazis eine Veranstaltung für die Rechte von Homosexuellen angegriffen. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten, warfen die Rechtsradikalen am Samstag in Lwiw Rauchgranaten und Steine, als ein paar Dutzend Homosexuelle ein Hotel verließen, in dem die Veranstaltung für die Rechte von Homo-, Bi- und Transsexuellen stattfand. Auch Feuerwerkskörper und grüne Farbe flogen auf die Teilnehmer und für sie bereitstehende Busse. Der Angriff ereignete sich trotz eines großen Polizeiaufgebots. Einige der Angreifer hatten sich vermummt, wie die AFP-Reporter beobachteten. Mindestens ein Passant wurde durch die Wurfgeschosse am Bein verletzt. Außerdem gingen die Scheiben mehrerer Autos zu Bruch.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, dies sei nicht der erste Angriff auf Homo- und Transsexuelle in der Ukraine. Diese homophobe Gewalt sei darauf zurückzuführen, dass die Täter straffrei blieben und die Behörden nicht angemessen reagierten, erklärte die Amnesty-Chefin in der Ukraine, Tetjana Masur. Die Polizei teilte laut örtlichen Medien mit, dass keiner der Angreifer festgenommen worden sei. Die Beamten hätten aber pädagogische »Gespräche« mit ihnen geführt.
Lwiw ist eine Hochburg der Nationalisten. Die attackierte Veranstaltung hatte schon vorab für Kontroversen gesorgt. In einem Schreiben an die Stadtverwaltung hatte die griechisch-katholische Kirche der Ukraine, der im Westen des Landes die Mehrheit der Bevölkerung angehört, kritisiert, die Veranstaltung sei eine »Provokation und Zeichen eines teuflischen Krieges«. Die Stadtverwaltung verbot jedwede Demonstration im Zentrum von Lwiw.
Homosexualität wird in der Ukraine immer noch stigmatisiert. Der erste Marsch für die Rechte von Homosexuellen fand erst 2013 in Kiew mit knapp hundert Teilnehmern statt. Im folgenden Jahr wurde er abgesagt, weil die Polizei sich außerstande erklärte, die Sicherheit der Teilnehmer zu garantieren. AFP/nd
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