Bioprodukte fassen Fuß in Ägypten
Produkte werden auch lokal vermarktet
Im dicht bevölkerten Kairo gibt es beinahe an jeder Straße einen Verkaufsstand mit Gemüse und Obst. Da gibt es Artischocken, Gurken oder Spinat, Mangos, Orangen und Bananen. Ein grüner Flecken inmitten eines Häusermeers. Die angebotenen Waren allerdings sind nicht erste Wahl, und das nicht nur für verwöhnte Gaumen.
Erst kürzlich ermittelte eine Studie der Europäischen Union, dass die Qualität und die Hygienestandards der ägyptischen Agrarproduktion sehr niedrig sind. Und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen hat herausgefunden, dass die industrialisierte ägyptische Landwirtschaft die Vielfalt der angebauten Pflanzen reduziert und zum Ausbreiten der Wüste, zu Bodenerosion und dem Verlust von Ackerboden geführt hat.
Die Vorkämpfer des ökologischen Anbaus machen die Abhängigkeit des Landes von Agrarexporten dafür verantwortlich. »Das Meiste der erstklassigen Ware wird nach Europa exportiert, damit Ägypten die dringend benötigten Devisen bekommt«, sagt Mona Osman. Sie hat den Katameya Markt in einem Vorort von Ost-Kairo organisiert, wo Bäuerinnen ihre Produkte feilbieten.
Im Januar hat Ägypten 271 960 Tonnen Früchte und 115 523 Tonnen Gemüse exportiert, meldet das Landwirtschaftsministerium in Kairo. Die Exporte liegen damit 15-mal so hoch wie die Importe.
Nur eine kleine Schicht reicher Ägypter kann sich Qualitätsprodukte leisten, die nicht auf der Straße für die Ärmeren angeboten werden, sondern in Supermärkten. »Die Öffnung der Märkte internationaler Ketten wie Carrefour (Frankreich) und Metro (Deutschland) bietet den Verbrauchern der Mittelschicht einen höheren Qualitätsstandard bei Obst und Gemüse«, stellt Osman fest. »Aber wir bieten handsortierte und biologische Produkte für den am meisten benachteiligten Käufer.«
Osman und ihre Mitstreiter wollen in ihrer Heimat Ägypten eine Bio-Revolution. Da stören die Ausländer: »Wenn man in den Supermarkt geht, seine ägyptischen Pfundnoten herausnimmt und Oreo-Kekse kauft, dann sendet man ein Signal an Nestlé, noch mehr davon zu liefern«, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Fatma Kamal aus Gizeh. Wobei sie einem kleinen Irrtum unterliegt: Oreo gehört nicht Nestlé, sondern der Konkurrenz Mondelēz, was aber am Gedanken nichts ändert. »Dasselbe ist es mit gesunder Kost. Wenn man sein Geld für eine Bio-Avocado hinlegt, dann sendet man das Signal an die Bauern: Produziert mehr davon.«
Sara Hanning-Nour ist in Zürich geboren. Die mit einem Ägypter verheiratete Schweizerin hat aus einem traditionellen Familienunternehmen ein modernes Geschäft gemacht, das in Kairo die Nachfrage nach hochklassigen Agrarprodukten befriedigt. Sara’s Farm verkauft an Ständen auf den traditionellen Märkten, aber auch auf den erklärten Biomärkten wie Katameya. Außerdem beliefert sie Restaurants und Privatkunden mit frischer erstklassiger Saisonware. »Bio kommt gut in unserem trockenen Klima«, sagt Hanning-Nour. »Unsere Ernten sind weniger durch Krankheiten und Pilze gefährdet.«
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