Hühnerbaron nutzte Stiftung in Panama
NDR-Recherchen über Anton Pohlmann
Sein Name steht für Tierquälerei und Pfusch: Anton Pohlmann, einst größter Eierproduzent Europas. Bereits in den 1980er Jahren hatte der Unternehmer eine nach ihm benannte GmbH gegründet, heute geführt von seinem Sohn Stefan unter dem Namen Bayern-Ei.
Pohlmann selbst war in Deutschland bis 1996 aktiv. Er baute vorwiegend in Nordwestdeutschland ein Imperium von Hühnerfarmen auf. Dann wurde bekannt, dass er seine Hennen zur Schädlingsbekämpfung mit nicht zugelassenem Nikotingas besprühte. Millionen Tiere verendeten, Eier wurden verseucht. Anton Pohlmann wurde wegen Verstößen gegen das Tierschutz-, Arznei- und Lebensmittelgesetz und unterlassene Hilfeleistung verurteilt: zwei Jahren Haft auf Bewährung und lebenslanges Verbot, Tiere zu halten. Das Verfahren gegen seinen Sohn Stefan wurde gegen eine Zahlung von 100 000 DM eingestellt.
Pohlmann senior ging daraufhin in die USA, produzierte weiter Eier im großen Stil, bis ihm auch dort die Behörden die Hühnerfarmen schlossen. In Deutschland machte derweil sein Sohn Stefan weiter, heute Geschäftsführer der Bayern-Ei mit Sitz in Straubing und seit Sommer in Untersuchungshaft wegen des Ausbruchs von Salmonellen. Im Sommer 2014 waren in ganz Europa Hunderte an Salomonellen erkrankt, drei Menschen starben. Die Bayern-Ei ist tief in diesen Skandal verwickelt, erst im März hatte das Oberlandesgericht Nürnberg die Untersuchungshaft gegen Pohlmann junior verlängert und die Anklage ausgeweitet.
Wie der NDR nun in Zusammenhang mit den Panama-Papieren berichtet, profitierte Pohlmann senior von mehreren »Mossack Fonseca«-Gesellschaften. Nachdem er in den USA gegen Auflagen verstoßen hatte, folgte der Verkauf des Unternehmens. Dabei soll Pohlmann eine Stiftung in Panama zur Rückzahlung eines Darlehens in Millionenhöhe genutzt haben.
Nun ist eine Briefkastenfirma allein noch nicht illegal. Laut NDR könnte der ehemalige Hühnerbaron aber Probleme mit dem deutschen Fiskus bekommen, weil er für die Korrespondenz mit der Kanzlei »Mossack Fonseca« eine Postanschrift in Deutschland benutzt habe. Damit wäre er möglicherweise in Deutschland steuerpflichtig gewesen. Pohlmann selbst war für den NDR für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
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