Behinderte Kinder eingesperrt
Bayerns Sozialministerin sieht Missstände bestätigt
München. Nach einem Bericht des Bayerischen Rundfunks über den Umgang mit behinderten Kindern in bayerischen Heimen hat Bayerns Sozialministerin Emilia Müller (CSU) die zuständigen Aufsichtsbehörden einbestellt. »Mir geht es jetzt darum, den Umfang und die Hintergründe zu klären. Denn eines ist klar: Es darf in unseren Einrichtungen für behinderte Kinder kein Einsperren als Strafaktion geben«, sagte sie auf dpa-Anfrage in München.
Der Bayerische Rundfunk hatte am Mittwoch berichtet, sogenannte »freiheitsbeschränkende Maßnahmen« für behinderte Kinder gebe es in einem Großteil der größten Heime im Freistaat. Von 30 befragten Einrichtungen räumten laut BR 18 derartige Maßnahmen ein, neun antworteten nicht und nur drei gaben an, bei ihnen gebe es sie nicht.
»Ich habe die aktuellen Recherchen nochmal zum Anlass genommen, der Sache nachzugehen«, sagte Müller. Dabei habe es sich leider bestätigt, dass Time-Out-Räume - Rückzugsorte zur Deeskalation - teilweise abgesperrt werden.
Das Diakonische Werk Bayern fordert nach dem BR-Bericht richterliche Beschlüsse für bestimmte Maßnahmen in Kinderheimen. Es gebe Situationen, in denen behinderte Kinder beispielsweise Gitter für ihre Betten bekommen oder - unter Beobachtung von außen - für kurze Zeit in Räume eingeschlossen würden. »Bei uns ist es in der Regel so, dass wir uns nach der Zustimmung der Eltern noch mit einem richterlichen Beschluss absichern«, sagte Diakonie-Sprecher Daniel Wagner. »Wir fordern seit langem, dass das rechtlicher Standard wird.« Die Diakonie ist Dachverband von mehr als 300 Trägern und Einrichtungen der Behindertenhilfe in Bayern - darunter auch fünf Heime. dpa/nd
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