Machtkampf im Basketball eskaliert

Deutsche Männer hoffen nach Suspendierung mehrerer Spitzenverbände doch noch auf ein Ticket nach Rio

Europas Basketballverband sperrt viele Spitzennationen für die nächste EM. Im Machtkampf mit den Klubs sind auch Olympiateilnahmen gefährdet. Davon könnten die Deutschen profitieren.

Wer Drohungen ausspricht, muss sie auch einlösen, sonst wirken sie nicht. Der Ankündigung des Basketballverbands FIBA Europe, viele der besten Nationen von der Europameisterschaft 2017 auszuschließen, hatten die Bedrohten offenbar nicht geglaubt. Was hätte die EM dann noch für einen Wert? FIBA Europe ließ den Streit nun aber eskalieren und sperrte laut übereinstimmenden Medienberichten vom Wochenende acht Nationen, darunter Europameister Spanien und der WM-Zweite Serbien. Zudem drohte sie offenbar sechs weiteren Verbänden in einem Schreiben mit dieser Sanktion. Der Deutsche Basketballbund (DBB) blieb dagegen verschont und macht sich nun leise Hoffnung darauf, doch noch eine Mannschaft zu den Olympischen Spielen in Rio schicken zu dürfen.

Die FIBA Europe bestraft die Verbände, weil Klubs aus diesen Ländern ihre Teilnahme am Eurocup fest zugesagt haben. Vereine aus den weiteren bedrohten Verbänden haben dies ebenfalls angekündigt. Die 14 betroffenen Verbände sollen Spanien, Serbien, Kroatien, Russland, Litauen, Griechenland, Italien, Israel, Montenegro, Mazedonien, Bosnien, Slowenien, Polen und die Türkei sein. Bis auf Frankreich sind fünf der Top Sechs der EM 2015 und mit Serbien und Italien zwei Ausrichter von Olympiaqualifikationsturnieren darunter. Werden sie am kommenden Wochenende auch vom Weltverband FIBA gesperrt, wären sie von den Spielen ausgeschlossen, und Deutschland könnte einspringen. Laut DBB-Präsident Ingo Weiss gibt es dafür bereits eine Anfrage vom Weltverband.

Der zweitklassige Eurocup wird von der Euroleague veranstaltet, quasi eine Vereinigung von Klubs, die auch den gleichnamigen höchsten Wettbewerb ausrichtet. Da der Kontinentalverband nach gut 15 Jahren selbst wieder eine Champions League einführen will, wird seit Monaten um die Vorherrschaft im Klubbasketball gestritten. In der Euroleague bekommen elf der 16 Teilnehmer ein jahrelanges Startrecht, das nicht von sportlichen Leistungen, sondern von der Wirtschaftskraft abhängt. Darin sieht FIBA Europe einen Verstoß gegen Wettbewerbs- und Monopolrechte der EU.

Dass die FIBA nun Nationalteams von der EM und eventuell von Olympia ausschließt, ist jedoch ebenso die Erpressung eines Monopolisten, vergleichbar mit dem Zwang, sich allein der Sportgerichtsbarkeit in Dopingfragen zu unterwerfen. Dagegen führt Eisschnellläuferin Claudia Pechstein seit Jahren Prozesse mit ungewissem Ausgang. Den Basketballmachtkampf könnte am Ende also sogar die EU-Kommission entscheiden. Beide Seiten haben dort bereits Klagen gegen die jeweils andere eingereicht.

Die gesperrten Nationalverbände haben nur bis Mittwoch Zeit bekommen, der Euroleague und dem Eurocup zu entsagen, hieß es in Briefen von FIBA Europe an die betroffenen Nationen. Vor allem in der Euroleague ist jedoch viel mehr Geld zu verdienen als die FIBA möglichen Interessenten an ihrer Champions League in Aussicht stellt. Die Entscheidung für die privaten Klubs ist also sicher nicht einfach. Weigern sie sich, bleibt die Sperre gegen ihre Aushängeschilder, die Nationalmannschaften, bestehen und kann wie beschrieben vom Weltverband auch auf die Olympischen Spiele ausgeweitet werden. Es wäre äußerst peinlich, vor allem für Europas Basketball auf der größten Sportbühne der Welt zu fehlen.

»Für den Fall, dass eine dieser Varianten eintritt, hat man uns gefragt: ›Würdet ihr dann einsteigen?‹ Na klar steigen wir dann ein. Es wäre ein Traum für uns«, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. Allerdings bezifferte er die Chancen auf den Zuschlag auf 50:50. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Nationen sich das wegnehmen lassen«, mutmaßte Weiss. Die DBB-Auswahl um die NBA-Spieler Dirk Nowitzki, Dennis Schröder und Tibor Pleiß hatte die sportliche Qualifikation nach einem enttäuschenden Vorrundenaus bei der Heim-EM in Berlin im September verpasst.

Der 37-jährige Nowitzki hatte daraufhin seinen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt. Einen Olympiastart hatte er zuvor jedoch nie ausgeschlossen. Ob er noch einmal für Deutschland spielen wird, könnte also davon abhängen, ob Serbien und Italien als Ausrichter oder die Türkei als Teilnehmer an einem Qualifikationsturnier im Streit mit der FIBA hart bleiben und ihren Klubs weiter erlauben, an Euroleague und Eurocup teilzunehmen.

Die deutschen Klubs hatten sich bisher bedeckt gehalten, wahrscheinlich in Absprache mit dem DBB, der nun profitieren könnte. »Weil wir mit der Bundesliga eine vernünftige Art der Kommunikation betrieben haben und die Bundesliga erst mal abgewartet hat«, sagte Weiss. Eine Teilnahme an der Euroleague und garantiert hohe Einnahmen wären nur dem Meister sicher, der steht aber noch nicht fest.

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