Ölpreise sacken ab, Ölarbeiter streiken
Arbeitsniederlegungen bei Kuwait Oil Co. gegen Lohnkürzungen / Nach gescheiterten Gesprächen über Produktionskürzungen nun neues Treffen im Juni geplant
Berlin. In Kuwait sind am Sonntag tausende Erdölarbeiter aus Protest gegen von der Regierung geplante Lohnkürzungen in einen unbefristeten Streik getreten. Ein Sprecher der Kuwait Oil Co. (KOC) erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Erdölförderung in Kuwait sei am ersten Streiktag auf 1,1 Million Barrel gesunken. Normalerweise liegt die durchschnittliche Fördermenge pro Tag bei drei Millionen Barrel. Dem Sprecher zufolge lag die Erdgasproduktion am Sonntag bei nur 620 Millionen Kubikfuß gegenüber sonst üblichen 1,3 Milliarden Kubikfuß.
Für die Gewerkschaften der Beschäftigten des Ölsektors sagte deren Chef Saif al-Kachtani, die Arbeit werde so lange ausgesetzt, bis die Forderungen erfüllt seien. Das Staatsunternehmen Kuwait Petroleum Corp (KPC) erklärte, es könne den kuwaitischen Markt und seine Kunden im Ausland dank seiner Vorräte trotz Streiks wochenlang versorgen. Die drei Erdölraffinerien der Kuwait National Petroleum Company (KNPC), die einzigen des Emirats, waren trotz des Arbeitskampfs weiter im Betrieb. KPNC-Chef Mohammed Gasi al-Mutairi sagte allerdings, vor dem Streik habe die Produktion bei 930.000 Barrel gelegen. Jetzt befinde sie sich bei 520.000 Barrel.
Die kuwaitischen Behörden hatten in den vergangene Monaten eine Reihe harter Sparmaßnahmen angekündigt. Sie reagierten damit auf die drastischen Einbrüche bei den Ölpreisen, die dem kleinen Golfstaat zu schaffen machen. Die Gewerkschaft läuft auch gegen Pläne der Regierung Sturm, Teile des Ölsektors zu privatisieren.
Derweil sind die Ölpreise am Montag nach den gescheiterten Gesprächen über Produktionskürzungen erneut deutlich gesunken. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni kostete im frühen Handel 41,22 Dollar und damit 1,88 Dollar oder 4,36 Prozent weniger als am Freitag. In den ersten Handelsminuten war der Brent-Preis allerdings noch um knapp sieben Prozent gesunken. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Mai fiel am Montagmorgen um 1,89 Dollar oder 4,68 Prozent auf 38,47 Dollar - auch hier konnte sich der Preis etwas von den noch deutlicheren Verlusten zum Handelsstart absetzen.
Die wichtigsten Öl-Förderländer konnten sich am Wochenende bei einem mit Spannung erwarteten Treffen in Katar nicht auf eine Deckelung der Produktion einigen. Damit sollte eigentlich dem Verfall des Ölpreises entgegenwirkt werden. Offenbar ist jetzt ein neues Treffen im Juni geplant.
Russland bedauerte das Scheitern der Öl-Gespräche über Maßnahmen gegen den Verfall der Ölpreise. »Wir haben nicht die Erwartungen erfüllt, die der Prozess vor diesem Treffen geweckt hatte«, sagte Energieminister Alexander Nowak nach der Konferenz im Golfemirat Katar am Sonntagabend. Grund dafür sei gewesen, dass einige Länder kurz vor Beginn des Treffens gefordert hätten, dass alle Staaten der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) das geplante Einfrieren der Fördermengen unterstützen, sagte Nowak nach Angaben russischer Agenturen. Damit habe er nicht gerechnet.
Russland ist einer der größten Ölproduzenten der Welt. Wegen des Preisverfalls hat der Rubel zum Dollar massiv an Wert verloren. Nowak sagte, der Rückschlag in Doha werde keine Folgen für Russland haben. Eigentlich wollten wichtige Opec-Mitglieder wie Saudi-Arabien und Nicht-Opec-Staaten wie Russland verabreden, die Produktion auf dem Niveau vom Januar einzufrieren, um dem Preisverfall auf dem Weltmarkt entgegenzuwirken. Das Opec-Mitglied Iran will diese Regelung nicht mittragen und nahm nicht an dem Treffen in Doha teil. Russland sei bereit zu einem neuen Anlauf für Gespräche im Juni, sagte Nowak. Zunächst liege der Ball aber im Feld der Opec, untereinander eine Einigung zu erreichen, forderte er. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.