Was nunmehr geschah

Das Prime Time Theater setzt aufs Autorenkollektiv

  • Lucía Tirado
  • Lesedauer: 3 Min.

In einer witzig erdachten Verfolgungsszene rennt Philipp Lang als Computerspieljunkie aus Buch durch die Stadt, um verschusselt prompt wieder in Wedding zu landen. In dieser Rolle ist Lang so komisch, dass man schon lacht, wenn man nur seinen Schatten sieht. Die beiden Kriminalisten Herrmann Schneider und Hermann Schneider (sic!) sind dem Verdächtigen keuchend auf den Fersen. Daniel Zimmermann und Alexander Ther spielen das Kommissardoppel. Der eine aus dem Weddinger Polizeirevier, der andere aus der Weddinger CSI-Spezialeinheit in der Folge 103 von »Gutes Wedding, schlechtes Wedding« (GWSW) im Prime Time Theater: »Zwei für alle Fälle«.

Cynthia Buchheim schrieb die Folge, in der die Kleinmachnower Chearleaderin Beate, die mit einem Mega-YouTube-Hit weltbekannt wurde, vor ihrem großen Auftritt im Olympiastadion spurlos verschwindet. Natürlich klärt das Kripoduo den Fall auf, in den sich noch der Hamburger Kommissar Hein Hinnerck Hansen (Lang) einmischt. Alles gut konzipiert und zusammen mit Alexandra Marinescu und Julia Franzke in beeindruckender Spielfreude gezeigt.

So wie schon seit Folge 101 im Januar sind die Schauspieler immer in mehreren Rollen zu sehen. Was nunmehr geschah ist, dass die Folgen von verschiedenen Autoren kommen und kollektiv erarbeitet werden - Regisseur Philipp Hardy Lau stand für die 101, Philipp Lang für 102. Theaterchef Oliver Tautorat vertraut auf die Kraft des Ensembles.

In diesem Jahr bringt die Bühne neun Premieren heraus, wird 230 Vorstellungen zeigen. Es gelang inzwischen, Bayer Kultur als Sponsor zu gewinnen. Sehr willkommen sind kleine Weddinger Firmen, für die das Theater im Gegenzug originelle Werbespots mit GWSW-Akteuren auf der Leinwand zeigt. Lokalpatriotismus sei im Spiel, räumt Tautorat ein. Das Theater fühlt sich mit dem Stadtteil eng verbunden.

Vertraute Formate wie »Wedding TV« wurden in den neuen Folgen erhalten. Politische Anspielungen nahmen zu, was das Publikum goutiert. Die Frage danach, ob der Schönefelder Großflughafen möglicherweise eine Brieftaubenfirma sei, tauchte in der »Nachrichtensendung« auf. An anderer Stelle, dass Großmutter Hülia Ölgür - immer zur Freude des Publikums von Tautorat gespielt - nun stets eine Armlänge Abstand zu Männern hält, wenn sie hinüber nach Prenzlauer Berg stapft.

Premiere für Folge 104, »Alle allein zu Haus«, ist am 20. Mai. Da geht es inhaltlich mal wieder nach Hassleben in der westlichen Uckermark. Haustyrann Vati ist dann verschwunden. Auch kann man gespannt darauf sein, welches neue Hobby sich die Weddinger Sportfanatikerin Jutta von Da sucht.

Nach wie vor lässt sich im Prime Time Theater beim Publikum Suchtgefahr nach GWSW ausmachen. Neueinsteigern wird es leicht gemacht. Alles beginnt zur Primetime jeweils mit »Was bisher geschah ...«

Nächste Vorstellungen: 21. bis 25.4., jeweils 20.15 Uhr, im Prime Time Theater, Müllerstraße 163b (Ecke Burgsdorfstr.), Wedding. Karten-Tel.: (030) 49 90 79 58, www.primetimetheater.de

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