Basketballverbände beugen sich der FIBA

Das sich die Ligen und ihre Klubs aber weiter querstellen, drohen Olympiaausschlüsse durch den Weltverband

Mehrere suspendierte Nationalverbände sperren wie vom Basketballweltverband FIBA verlangt Klubs, die im Eurocup spielen wollen. Doch einige von ihnen halten an ihren Plänen fest.

Kurz vor der Entscheidung des Basketballweltverbandes FIBA, ob mehrere europäische Nationen für das Olympiaturnier im August gesperrt werden, kommt offenbar Bewegung in den Streit zwischen dem europäischen FIBA-Ableger und der ECA, einer Interessenvertretung von europäischen Basketballklubs. FIBA Europe hatte vor einer Woche 14 Nationalverbände für die EM 2017 gesperrt oder diesen Schritt angekündigt, da Klubs aus diesen Ländern in der kommenden Saison für den von der ECA organisierten Eurocup spielen wollen.

Der Eurocup ist der zweitklassige Europapokalwettbewerb der ECA unter der Euroleague. FIBA Europe plant eine eigene Champions League, die in Konkurrenz zur Euroleague treten soll. Da mehrere Klubs langfristige Verträge mit der Euroleague abgeschlossen haben, konzentriert sich FIBA Europe in dem Machtkampf auf den Eurocup, um möglichst viele gute Vereine anzulocken. Da die FIBA keine Handhabe gegen die Klubs hat, sperrte sie ihre Mitglieder, also die Nationalverbände und damit die Nationalmannschaften von ihren Wettbewerben.

Am Wochenende sollen die Sperren bei einer Sitzung des Weltverbands FIBA global ausgeweitet werden. Davon könnten auch die bereits für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro qualifizierten Nationen Spanien und Litauen betroffen sein, sowie die an Qualifikationsturnieren teilnehmenden Türken, Italiener und Serben. Die beiden Letztgenannten sollen zwei der drei Qualifikationsturniere ausrichten.

Die Basketballföderation Litauens hatte daraufhin am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, jene litauischen Klubs von der kommenden Meisterschaftssaison auszuschließen, die Verträge mit der ECA abgeschlossen haben. Dies betrifft derzeit nur Lietuvos Rytas. Der Klub aus Vilnius hält trotzdem an der Entscheidung fest, im Eurocup anzutreten, auch wenn er damit ihr Spielrecht in Litauens oberster Liga LKL verlieren würde, wie vom Nationalverband gefordert. Ligapräsident Remigijus Milasius schlug sich am Donnerstag auf die Seite der Vereine. Nach Gesprächen mit den Präsidenten der beiden größten Klubs des Landes (Zalgiris Kaunas and und Lietuvos Rytas) teilte er mit: »Diese beiden Klubs werden die LKL niemals verlassen. Ohne sie wird es gar keine Liga und damit keinen Basketball in Litauen mehr geben.«

Währenddessen teilte auch der Präsident des russischen Verbands, der ehemalige NBA-Profi Andrei Kirilenko, mit, die russische Profiliga VTB angewiesen zu haben, alle Klubs auszuschließen, die im Eurocup spielen werden. Sollte sich die Liga auch hier streuben, »wird der Vertrag mit der VTB annuliert«, drohte Kirilenko.

Die slowenische Basketballföderation BFS hat in einem Brief der FIBA Europe zwar ebenfalls ihre volle Unterstützung zugesichert, doch ließ sie darin auch Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Sperren erkennen: »Wir glauben, dass es keine rechtlichen oder moralischen Gründe für eine Suspendierung unseres Nationalteams gibt.« Die BFS begründet dies damit, dass sie keinerlei Einfluss auf die multinationale Adriatische Basketballliga (ABA) habe, die einen Vertrag mit der ECA abgeschlossen hat und in der auch zwei slowenische Vertreter spielen. Die ABA hatte am Dienstag versichert, diese Verträge einhalten zu wollen. Man habe zwar die Interessen der Nationalmannschaften im Blick, werde aber weiterhin alles tun, um die Interessen der Klubs zu wahren.

Die BFS argumentierte weiterhin, dass sie ihre eigenen Bedenken gegenüber der ABA erst aufgegeben hatte, nachdem ausgerechnet FIBA Europe im Sommer 2015 diese Liga offiziell anerkannt hatte. Außerdem habe FIBA Europe zu Beginn der eigenen Planungen für die Champions League selbst direkt mit der ABA verhandelt. Erst nachdem diese Verhandlungen ergebnislos blieben, suspendierte FIBA Europe nun die beteiligten Nationalverbände Ex-Jugoslawiens.

Ähnlich verhält es sich mit Serbiens Verband, der wie Italien Gefahr läuft, am Wochenende sein Olympiaqualifikationsturnier zu verlieren. Deutschland stünde im Fall der weltweiten Suspendierung bereit, eins dieser Turniere zu übernehmen, hieß es in dieser Woche vom Deutschen Basketball Bund (DBB). Zuvor hoffen die Serben jedoch noch auf eine Kompromisslösung und schickte Briefe an die FIBA und die ECA. Der serbische Verbandspräsident Dragan Gilas betonte, dass »eine EM ohne 14 Topnationen niemandem helfen« würde und schlug eine Vereinigung von Eurocup und Champions League vor.

In Italien traf sich Giovanni Petrucci, Präsident des Nationalverbands FIP, am Freitag mit Vertretern des Nationalen Olympischen Komitees, der Legabasket und der Klubs aus Reggio Emilia, Sassari and Trient in Rom. Alle drei Vereine hatten bereits Verträge abgeschlossen, um im Eurocup anzutreten, weshalb den Italienern der Ausschluss von der EM 2017 und Olympia drohte. Nun aber lenkten die Klubs ein. Sie wollten offenbar nicht Schuld daran tragen, dass Italiens NBA-Stars nicht in Rio antreten könnten, und hatten wohl auch kaum eine andere Wahl. Schließlich hatte Petrucci schon vorher zweierlei versichert: »FIP wird sich immer an die Regeln der FIBA halten. Und das Olympiaqualifikationsturnier bleibt in Turin.«

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