Neues Haus, aber schlechte Stimmung

Personal der Helios-Klinik Schleswig wehrt sich

  • Dieter Hanisch, Schleswig
  • Lesedauer: 3 Min.

Das Schleswiger Helios-Klinikum bleibt in den Negativschlagzeilen: Öffentliche Beschwerden von Patienten und deren Angehörigen, dann eine Baupanne wegen falsch verlegter Kabel am Klinikneubau, die die Neueröffnung verzögert, und nun kocht der Ärger in der Ärzteschaft und unter den Beschäftigten im Pflegebereich hoch.

Die Stimmung bei Helios elf Wochen vor Eröffnung des neuen 370-Betten-Hauses könnte schlechter nicht sein. Der 80-Millionen-Euro-Bau, zu dem das Land Schleswig-Holstein 50 Millionen beiträgt, bringt zweifellos eine Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung in Schleswig. Doch eine massive Arbeitsverdichtung, Streit um die Aufstellung von Sonderschichten und Dienstplänen sowie eine von der Klinikleitung womöglich bewusst niedrig gehaltene Personaldecke werfen Schatten auf den Betreiber Helios. Der Konflikt mit dem Betriebsrat ist derart eskaliert, dass er vor dem Flensburger Arbeitsgericht gelandet ist.

Ein weiteres Alarmzeichen aus Sicht der Ärzte-Interessenvertretung Marburger Bund (MB): Binnen zwei Monaten haben gleich zwölf Mediziner das Klinikum verlassen. Für den MB sind dies ungewöhnlich viele, für Helios ein normaler Vorgang, die Gründe werden heruntergespielt.

Doch dass der Haussegen schief hängt, ließ sich nach einem Brief, den Chefärzte anonym aufsetzten, nicht länger vor der Öffentlichkeit verbergen. Die Unruhe hinter den Klinikmauern erreichte auch die Landespolitik. Arbeitnehmervertreter wie Arbeitgeber wurden ins Sozialministerium bestellt, Helios-Geschäftsführer John Friedrich Näthke in den Sozialausschuss des Landtages zum Rapport zitiert. Erstaunlich offen gab er bei der Befragung durch die Abgeordneten zu, dass seine Klinik im Vergleich zu Mitbewerbern den Gesundheitsbetrieb mit weniger Mitarbeitern bewältige. Die gesetzlichen Bestimmungen, so versicherte Näthke, seien aber eingehalten worden. Als der Geschäftsführer gebeten wurde, den genauen Ablauf einer Nachtschicht unter Berücksichtigung der personellen Besetzung auf einer Station zu beschreiben, speziell auch bei Krankmeldungen von Pflegekräften, musste er passen.

Die Frage kam nicht von ungefähr, denn laut Betriebsrat gab es im Februar und März knapp 900 Fälle, bei denen Mitarbeiter außerplanmäßig aus der Freizeit an ihren Arbeitsplatz gerufen wurden, ohne dass eine Änderung von Dienstplänen mit dem Arbeitnehmergremium abgestimmt wurde. Vor dem Arbeitsgericht musste sich die Klinikleitung bei einem Gütetermin erst mal belehren lassen, das für jeden Fall einer versäumten Einbeziehung des Betriebsrates ein Ordnungsgeld von 300 Euro droht. Für die nun zum 15. Juli angesetzte Verhandlung gehen Beobachter davon aus, dass Helios ein deftiges Zwangsgeld blüht.

Erst im Oktober war Helios zur Zahlung von 20 000 Euro verdonnert worden, weil die personelle Besetzung der Intensivstation unkorrekt war. Ebenso besorgniserregend: 2015 wurden der Klinikspitze aus der Belegschaft heraus 217 Überlastungsanzeigen gemacht. Näthke wollte dieser Zahl die Dramatik nehmen, indem er im Sozialausschuss vorrechnete, sie sei im Kontext zu rund 18 000 Schichten zu sehen. Ver.di wie MB sehen das Patientenwohl gefährdet. Die Gewerkschaft hält dem Betreiber vor, nur die Rendite im Blick zu haben.

Die Helios-Gruppe mit mehr als 100 Kliniken gehört zum größten Krankenhauskonzern Deutschlands. Sie ist ein Tochterunternehmen des medizinischen Global Players Fresenius.

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