Kein Wasser, kein Strom, kein Gas

Doch das Feuer verschonte 90 Prozent der kanadischen Stadt Fort McMurray

  • Michel Comte, Fort McMurray
  • Lesedauer: 3 Min.
Noch immer sind die Waldbrände im Westen Kanadas nicht gebändigt. Doch in der Stadt McMurray sind die Schäden offensichtlich nicht so groß wie befürchtet.

Die Waldbrände in der kanadischen Provinz Alberta haben die Stadt Fort McMurray weniger zerstört als zunächst befürchtet. »Anscheinend« seien 90 Prozent der Stadt von den Flammen verschont geblieben, sagte die Regierungschefin der Provinz, Rachel Notley, am Montag. Sie bezeichnete es als ein »Wunder«, dass alle Einwohner der Stadt gerettet worden seien. Mit einer Rückkehr könnten diese aber erst in einigen Wochen rechnen.

»Es war ein Wunder, dass wir die ganze Bevölkerung sicher herausgebracht haben«, sagte Notley vor Journalisten. Ein ähnliches Wunder sei es, dass dank einer schnellen Reaktion der Feuerwehr »offenbar 90 Prozent der Stadt Fort McMurray gerettet werden konnten«. »Die Stadt war noch vor wenigen Tagen von einem Meer aus Flammen umgeben, aber Fort McMurray und seine Umgebung wurden gerettet und werden wieder aufgebaut«, versicherte die Regierungschefin.

Nicht retten konnten die Löschtrupps die Stadtteile Beacon Hill und Waterways im Westen: Sie wurden fast vollständig zerstört. Zwölf Stunden lang kämpften Feuerwehrleute, um ein Übergreifen der Flammen auf das Stadtzentrum zu verhindern. »Wenn das Feuer das Stadtzentrum erreicht hätte, hätten wir die ganze Stadt verloren«, sagte Feuerwehrchef Darby Allen. Die zentralkanadische Stadt mit ihren 100 000 Einwohnern war evakuiert worden, nachdem sich ihr die Waldbrände vor über einer Woche bedrohlich genähert hatten. Vorläufig müssen die Bewohner in ihren Notunterkünften ausharren.

Regierungschefin Notley bat die Menschen um Geduld. Weite Teile von Fort McMurray hätten kein Wasser, keinen Strom und kein Gas. Auch müssten die Schulen, Verwaltungsgebäude und Krankenhäuser erst wieder in Betrieb genommen werden. Der Feuerwehrchef ging von etwa zwei Wochen aus, bis die Behörden »ein genaueres Bild davon haben, wann die Bewohner zurückkehren können«.

In den Notunterkünften wuchs derweil die Sorge der Menschen um ihre Arbeitsplätze. Viele der 100 000 Einwohner arbeiten in der Ölindustrie, dem wichtigsten Arbeitgeber der Provinz. Die meisten Ölfirmen in der Region stellten ihre Aktivitäten angesichts der Brände ein oder schraubten sie zurück. Im Gebiet um Fort McMurray wird Öl aus Ölsand gewonnen.

Das Feuer breitete sich noch am Montag weiter nach Osten aus, aber langsamer als zuvor. Die Brände hätten bislang mehr als 200 000 Hektar Wald zerstört, sagte der Chef der Feuerwehr von Alberta, Chad Morrisson. 700 Feuerwehrleute, 27 Löschflugzeuge und 20 Hubschrauber seien im Einsatz. »Wir hoffen, dass uns kühlere Temperaturen in den kommenden beiden Tagen helfen werden«, so Morrisson. Die Betroffenen erhalten Nothilfe von der Regierung. Premierminister Justin Trudeau versprach, die Zentralregierung werde den Wiederaufbau von Fort McMurray »in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren« unterstützen. AFP/nd

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