Thüringer HC gewinnt Ostduell um Handballmeisterschaft

31:20-Sieg gegen HC Leipzig entscheidet im letzten Saisonspiel das spannende Titelrennen der Frauen-Bundesliga

Die Handballerinnen Thüringer HC haben sich den sechsten Meistertitel in Serie gesichert. Waren sie vor der letzten Partie noch punktgleich mit dem HC Leipzig, fegten sie die Sächsinnen aus der eigenen Halle.

Die Frauen vom Thüringer Handballclub herrschen weiter in der Bundesliga. In einem echten Meisterschaftsfinale ohne die üblichen Playoffs gewannen die Thüringerinnen gegen den mitteldeutschen Kontrahenten HC Leipzig klar mit 31:20. Punktgleich in dieses letzte Spiel der Saison gestartet, war schon beim Anpfiff klar: Der Sieger wird mit der Trophäe die Halle verlassen. 60 Minuten später jubelten die Thüringerinnen über ihren sechsten Titel in Serie.

Der Hallensprecher hatte vor der Partie die 1100 Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Salza-Halle in Bad Langensalza noch gebeten: »Bitte stürmen Sie nach dem Schlusspfiff nicht das Spielfeld!« Als es so weit war, hielten sich die Fans daran, schließlich hatten sie bei dem klaren Sieg schon die letzten 20 Minuten der Partie ausgiebig feiern können.

Die Spielerinnen waren nicht zur Zurückhaltung aufgerufen worden. Ganz im Gegenteil. »Wir werden kämpfen bis zum Umfallen«, hatte Thüringens Trainer Herbert Müller angekündigt. Leipzigs Nationalspielerin Saskia Lang hielt dagegen: »Das wird ein Riesenfight, und es wird darauf ankommen, wer galliger ist«, sagte die 29-Jährige. Und so waren gleich in den ersten drei Minuten Spielerinnen von beiden Teams hart auf dem Boden gelandet. »Natürlich wussten wir, dass es in diesem Spiel heiß hergehen wird. Das ist ja auch normal, schließlich ging es um den Titel«, sagte Leipzigs Nationalkreisläuferin Luisa Schulze, die neben Karolina Kudlacz-Gloc und Katja Kramarczyk als Einzige vom letzten Meisterteam Leipzigs aus dem Jahr 2010 übrig geblieben ist.

Den besseren Start hatte der HC Leipzig erwischt, der nach zwei Treffern von Lange und einem Siebenmeter von Ex-Thüringerin Shenia Minevskaja mit 5:2 in Führung gegangen war. Keine drei Minuten später hatte Thüringen wieder ausgeglichen. Dass dieses Spiel nicht in den Anfangsminuten entschieden werden würde, war jedem in der Halle klar.

Leipzigs Manager Kay-Sven Hähner hatte in der möglichen Wachablösung nicht nur das Ende der eigenen Durststrecke herbeigesehnt, sondern auch einen Schritt vorwärts im Streben nach einer interessanteren und ausgeglicheneren Liga: »Es wäre gut für den Frauenhandball, wenn es endlich mal einen anderen Meister gäbe«, hatte Hähner gesagt.

Dabei war das Titelrennen schon in dieser Spielzeit so spannend wie selten zuvor, selbst wenn es am Ende keine Playoffs gegeben hatte. Mitte der Saison sah es so aus, als könnte die Millionentruppe der SG BBM Bietigheim erstmals Meister werden, nachdem sie in vier Spielen gegen Thüringen und Leipzig insgesamt sieben Punkte geholt hatte, doch sie brach ein. Später hielt TuS Metzingen die besten Karten in den Händen, verlor am Ende aber gleich zweimal gegen direkte Kontrahenten.

So blieben die alten Platzhirsche übrig, wobei dem THC aufgrund der deutlich besseren Tordifferenz schon ein Unentschieden zum Titel gereicht hätte. Der HCL musste unbedingt gewinnen. Davon waren sie nach 23 Minuten aber schon weit entfernt, als Thüringen beim Stand von 11:8 erstmals selbst mit drei Toren in Führung ging. Die sehr bewegliche Thüringer Abwehr stellte die HCL-Offensive vor große Probleme. Egal, was sich Leipzigs Trainer Norman Rentsch auch ausdachte, er wechselte sogar Torhüterin Kramarczyk regelmäßig zugunsten einer weiteren Angreiferin aus, der THC stellte sich darauf ein. Zur Halbzeit führten die Gastgeberinnen mit 13:11.

Leipzig verschlief den Neustart komplett und lag plötzlich sogar 11: 16 zurück. Ein Rückstand, von dem sich der HCL nicht mehr erholen sollte. Von den 16 Spielen gegen den Thüringer HC zuvor hatte er kein einziges geonnen. »Jede Serie endet einmal«, hatte Manager Hähner gehofft. Die Hoffnung sollte nicht erfüllt werden. Eine Chance zur Revanche bietet sich dem HCL jedoch bereits am 20. Mai. Dann treffen beide Mannschaften im Halbfinale des DHB-Pokal erneut aufeinander – dieses Mal in Leipzig.

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