Falsche Partei

Hakki Keskin hat wegen Äußerungen zur Armenien-Frage in der LINKEN wohl keine Zukunft mehr

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht wenige Abgeordnete der LINKEN dürften in diesen Tagen erleichtert gewesen sein, dass Hakki Keskin nicht mehr Mitglied ihrer Fraktion ist. Der in der Türkei geborene Politikprofessor schreibt nämlich fleißig Briefe und hält Reden gegen die Anerkennung der Massaker an den Armeniern und anderen christlichen Minderheiten im Osmanischen Reich als Völkermord. Keskin behauptet, dass bei den Auseinandersetzungen vor 100 Jahren in der Region Türken in »nahezu gleicher Zahl« getötet wurden. Dagegen hat der Bundestag nun auch mit den Stimmen der Linksfraktion den Genozid verurteilt.

Aus dem Parlament ist Keskin im Jahr 2009 ausgeschieden. In der LINKEN dürfte er ebenfalls keine Zukunft mehr haben. Gegen den früheren Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland ist nach Medienberichten nun ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet worden. Ein Grund hierfür ist, dass der 73-Jährige vor einem Jahr der türkischen »Patriotischen Partei« (Vatan Partisi) beigetreten ist. Diese trägt zwar einen roten Stern im Parteiwappen, ist aber vor allem kemalistisch und nationalistisch ausgerichtet. In ihrer Führung sitzen Leugner des Völkermords an den Armeniern.

Keskin war einst langjähriges Mitglied der SPD, die er aus Protest gegen deren Sozialpolitik verließ. Das war im Jahr 2005. Damals hatte die Führung der Linkspartei.PDS darauf gehofft, mit Keskin insbesondere in Berlin viele Stimmen türkischstämmiger Menschen bei der anstehenden Bundestagswahl zu erhalten. Zwar teilte Keskin die Haltungen der Partei zur Wehrpflicht, zur doppelten Staatsbürgerschaft, Studiengebühren und in der Steuerpolitik. Aber viele Genossen waren zugleich unzufrieden mit seiner zu großen Nähe zum damaligen türkischen Staat. So war Keskin einst Planungsberater im Stab des türkischen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit. Der mittlerweile verstorbene Sozialdemokrat hatte auch mit rechtsradikalen Kräften koaliert und im Jahr 2000 das nicht vollstreckte Todesurteil gegen den PKK-Führer Abdullah Öcalan unterzeichnet.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -