Sozialist Bernie Sanders führt erstmals in Kalifornien

Umfrage sieht linken Senator knapp vor seiner Konkurrentin Hillary Clinton / Senatorin von New Hampshire unterstützt linken Kandidaten

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Bernie Sanders konzentrierte seinen Wahlkampf zuletzt auf den Sunshine State Kalifornien, wo am 7. Juni gewählt wird. Offenbar mit Erfolg: Laut einer Umfrage könnte er Hillary Clinton schlagen.

Es sind die vielen kleinen, aber zu gleich stetigen Erfolge, die Bernie Sanders Anhängern weiterhin die Hoffnung geben, der Sozialist könne die Vorwahlen der Demokraten gegen seine Konkurrentin Hillary Clinton doch noch gewinnen kann. Als am Donnerstag drei weitere sogenannte Superdelegierte bekannt geben, auf dem Ende Juli in Philadelphia anstehenden Nominierungsparteitag für den linken Senator aus Vermont zu stimmen, feiern Sanders Anhänger diese Meldungen euphorisch. »Willkommen bei der politischen Revolution«, jubelt die Initiative »The People For Bernie Sanders« auf Facebook über die Erklärung von Senatorin Martha Fuller Clark aus New Hampshire, den Sozialisten offiziell zu unterstützen. Dass die Vertreterin des eher linksliberalen US-Bundesstaates letztlich für Sanders votiert, ist zwar nur eine kleine Überraschung, bringt dem linken Kandidaten aber dennoch weiteren Rückenwind, um das unmöglich Geglaubte, doch noch möglich zu machen.

Obwohl das Rennen selbst in vielen US-amerikanischen Medien de facto bereits zugunsten von Clinton für beendet erklärt wurde, geben Sanders und seine Anhänger nicht auf. In den letzten Wochen konzentrierte der Präsidentschaftskandidat seinen Wahlkampf besonders auf den Westküstenstaat Kalifornien. Während die frühere Außenministerin sich mehr und mehr dem Republikaner Donald Trump zuwendet, hält Sanders beinähe täglich Veranstaltungen mit häufig Tausenden Zuhörern ab.

Offenbar zahlt sich dieses Durchhaltevermögen im Sunshine State aus, der am 7. Juni wählt: Nach einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage der »Los Angeles Times« führt Sanders erstmals mit 44 zu 43 Prozent vor Clinton. Zwar liegt dieser Vorsprung noch innerhalb der statistischen Fehlertoleranz, doch bestätigt die Erhebung jenen Trend, der sich in den letzten Wochen abzeichnete. Noch im Frühjahr sah in Kalifornien alles nach einem sicheren Sieg für die Ex-Außenministerin aus, die teilweise bis zu 20 Prozent vor ihrem Konkurrenten lag.

Doch die Westküste scheint wie für Sanders gemacht: Anders, als etwa in New York, konnten sich Wähler für die Abstimmung in Kalifornien noch bis Mitte Mai registrieren, auch Unabhängige dürfen an der Abstimmung teilnehmen. Beides kommt dem Sozialisten entgegen, sind es doch gerade Neu-, Jung- und Wechselwähler, die der Senator für sich begeistern kann. Würden nur eingefleischte Demokraten teilnehmen, hätte es Sanders deutlich schwerer. Bei den Wählern über 60 Jahren, würde Clinton etwa mit über zehn Prozentpunkten klar führen.

Unterm Strich dürften sich Sanders und Clinton die in Kalifornien zu gewinnenden 475 Delegierten einigermaßen gleichmäßig aufteilen. Psychologisch würde Sanders ein Sieg vor allem nutzen, um vielleicht doch noch weitere Superdelegierte zu überzeugen. Ohne diese führt die Ex-Außenministerin derzeit mit 1769 zu 1501 Stimmen vor dem linken Senator. Inklusive der »unpledged party leader« käme Clinton bereits auf 2313 Delegierte, womit ihr rechnerisch für eine Nominierung nur noch 70 Stimmen fehlen würden. Doch klar ist auch: Bis zum Parteitag können die Superdelegierten jederzeit das Lager wechseln. Darauf spekuliert Sanders weiterhin, zumal Clinton in landesweiten Umfragen im Vergleich zum Republikaner Trump eine immer schlechtere Figur macht und in manchen Erhebungen sogar hinter dem umstrittenen Rechtspopulisten liegt. Doch insbesondere die unabhängigen Wähler, deren Stimmen besonders in den sogenannten »Swing States« für den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen wichtig sind, tendieren eher zum linken Senator.

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