Drosselung der Milchmenge verlangt
Bauernverband schlägt Ausgleich für Landwirte vor
München. Nach der Zusage von Millionenhilfen vom Bund pochen die deutschen Milchbauern weiter auf eine bessere Steuerung der Milchmenge. Konkret könnten Landwirte, die sich zur Reduzierung ihrer monatlichen Lieferung verpflichten, zum Ausgleich Hilfsgelder aus dem Topf der Bundesregierung von insgesamt mindestens 100 Millionen Euro beziehen, sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer. »Das käme bei den Bauern direkt an, und die Märkte würden direkt entlastet.« Nach entsprechenden Beschlüssen der Agrarministerkonferenz könnte ein solches System »sofort scharf geschaltet werden«, sagte Foldenauer. Derzeit scheitere das aber am Widerstand von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU). Nötig seien aber vor allem auch Lösungen auf EU-Ebene, so der Sprecher. Am Montag will sich auch das EU-Parlament mit den Milchpreisen befassen.
Der Milchpreis liegt derzeit teils unter 20 Cent pro Liter, auskömmlich wären aus Sicht des BDM etwa 43 Cent je Liter. Profiteure des Preistiefs seien vor allem die großen Lebensmittelkonzerne und die Molkereiindustrie, erklärte Foldenauer. Auch mit den Discountern müsse man »kein Mitleid haben«. Zumal die Tiefpreise nicht bei allen Produkten an die Verbraucher weitergegeben würden. »Ich habe noch kein Kühlregal gesehen, in dem beispielsweise Eis billiger geworden wäre.« Wie viele Betriebe deutschlandweit und in Bayern als dem größten Milchland in ihrer Existenz gefährdet sind, lasse sich schwer sagen, sagte Foldenauer. Pro Jahr schafften etwa 4000 der bundesweit 70 000 Betriebe ihre Kühe ab.
Auch grüne Agrarminister aus sechs Bundesländern fordern in einem gemeinsamen Positionspapier zur Milchkrise ein Umsteuern der Bundesregierung. Im Kern geht es darum, dass Landwirte nur Hilfen bekommen sollen, wenn sie auf ihren Höfen weniger Milch produzieren. Über das Papier hatte zuvor auch die »Neue Osnabrücker Zeitung« vom Samstag berichtet. dpa/nd
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