In vielen Regionen »Land unter«

Ausnahmezustand in Hamburg nach Tornado / Unwetter in Baden-Württemberg, Saarland, Nordrhein-Westfalen / Gewitterserie geht zunächst noch weiter

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Nun ist auch der Norden Deutschlands von Unwettern erwischt worden - und im Südwesten ist schon wieder massenweise Regen gefallen. In Hamburg erklärte die Feuerwehr am Dienstagabend den Ausnahmezustand wegen eines schweren Unwetters mit einer Windhose im Osten der Stadt. »Es gibt unzählige abgedeckte Dächer und vollgelaufene Keller, mehr als 1000 Feuerwehrleute und das Technische Hilfswerk sind im Einsatz«, sagte ein Sprecher am Dienstagabend. Die Feuerwehr verschaffe sich mithilfe eines Helikopters der Bundespolizei einen Überblick über die Lage. Ob es sich bei der über den Stadtteilen Bramfeld und Wandsbek gesichteten Trichterwolke um einen Tornado handelte, war zunächst unklar.

Auch nahezu der gesamte Westen Deutschlands bekam die heftigen Unwetter zu Spüren: Vielerorts herrschte Land unter. Über eventuelle Verletzte lagen zunächst keine Berichte vor. In Baden-Württemberg fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Dienstag örtlich innerhalb einer Stunde mehr als 30 Liter Regen pro Quadratmeter. Sehr kleinräumig seien es sogar 40 Liter gewesen. Besonders betroffen war demnach die Region um den Schwarzwald, vor allem der Ortenaukreis und der Kreis Calw.

In Unterharmersbach schlug ein Blitz in ein Wohnhaus ein und verursachte mehrere tausend Euro Schaden. In Heidelberg wurde bei Unwettern außerdem ein Baum entwurzelt, mehrere Straßen waren überflutet. Auch im Rest des Landes drohten der Prognose zufolge bis in die Nacht immer wieder Gewitter. »Es ist einfach sehr viel Wasser, was da runterkommt«, sagte der DWD-Experte. Auch Hagel sei möglich.

In Nordrhein-Westfalen waren vor allem das Ruhrgebiet und das Münsterland betroffen. In einigen Städten fielen nach DWD-Angaben binnen einer Stunde 100 Liter Regen pro Quadratmeter. In Wuppertal schossen Fontänen aus den Kanälen, zahlreiche Autos standen im kniehohen Wasser. Blitze trafen einen Baum auf einem Kindergartenspielplatz und ein Haus. Über Verletzte wurde zunächst nichts bekannt. Nahe Essen und Recklinghausen liefen Keller und Unterführungen voll. Bis in die Nacht zum Mittwoch sei im Westen noch mit Gewittern zu rechnen, sagte eine DWD-Sprecherin.

»Die Warnlage war diesmal sogar deutlich extremer als vor dem Jahrhunderthochwasser«, sagte Brandschutz-Dezernent Wolfgang Heuer in Münster in einer Mitteilung. Stellenweise seien in Münster 70 Millimeter Regen niedergegangen. Besonders betroffen gewesen sei der Bereich Loddenheide: Straßen und eine Bahnunterführung wurden überflutet, Keller liefen voll. Das Fazit der Stadt war dennoch: »Münster ist glimpflich davongekommen.«

Auch in Niedersachsen stand eine Kleinstadt fast vollständig unter Wasser. In Damme seien innerhalb von 20 Minuten 70 Liter pro Quadratmeter gefallen. Ein Polizeisprecher in Damme sagte am Abend, der Regen habe inzwischen aufgehört. »Wir hatten hier schon mal Wasser auf den Straßen stehen, aber so etwas wie heute hatten wir noch nicht.«

Auch im Saarland, Hunsrück und der Eifel richteten Unwetter mit Starkregen erhebliche Schäden an. In einem Ortsteil des saarländischen Eppelborn wurden am Dienstag mehrere Menschen aus Fahrzeugen gerettet, wie ein Sprecher des Lagezentrums in Saarbrücken sagte. Sie seien in Dirmingen von Wasser eingeschlossen worden. Ebenfalls in Dirmingen wurde ein Hang weggespült, fünf Häuser waren einsturzgefährdet.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet, dass die Gewitterserie mit Unwettern und Hagel in den kommenden Tagen zu Ende geht. Noch bis Donnerstag müsse aber mit heftigen Unwettern gerechnet werden. Beispielsweise in Nordrhein-Westfalen rechneten die Experten aber schon eher damit, dass sich das Wetter beruhige. Mittwoch und Donnerstag bleibe es dort voraussichtlich trocken.

Das Wochenende werde dann deutschlandweit deutlich kühler mit Regen, sagte Meteorologe Sebastian Schappert. »Nach den Modellrechnungen steht uns am Freitag endlich mal wieder ein weitgehend gewitterfreier Tag ins Haus.« Seit dem 27. Mai habe der DWD täglich Unwetterwarnungen herausgegeben. dpa/nd

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