Tod nach dem Ramadan

In Indonesien droht 16 Drogenschmugglern die Hinrichtung / Auch Ausländer betroffen

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Seit Monaten waren Hinrichtungen von Drogenschmugglern in Indonesien im Gespräch. Jetzt wurde offiziell bestätigt, dass 16 Menschen erschossen werden sollen - direkt nach dem Fastenmonat Ramadan.

»Hoffentlich passiert es noch vor August, ein genaues Datum wird nach Lebaran entschieden«, wird Muhammad Rum von der australischen Agentur AAP zitiert. Gemeint ist die Hinrichtung von verurteilten Straftätern in Indonesien. 16 Menschen, die meisten wohl Drogenschmuggler, sollen noch in diesem Jahr exekutiert werden, wie ein Sprecher des Generalstaatsanwalts vor Medienvertretern bestätigte. Lebaran ist die Feier, die in Indonesien das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert und die über mehrere Tage in der ersten Juliwoche begangen wird. Insgesamt soll es weitere 30 Hinrichtungen im Jahre 2017 geben.

Über ein Jahr setzte Indonesien die Vollstreckung von Todesurteilen aus, nachdem die Exekution von Drogenschmugglern im vergangenen Jahr internationale Proteste nach sich gezogen hatte. Auf Indonesiens Todesinsel Nusa Kambangan, die zwei Kilometer von der Küste Javas entfernt liegt, laufen die Vorbereitungen laut lokaler Medien bereits seit Monaten. Dort soll ein neuer und größerer Hinrichtungsort gebaut worden sein.

Anfang des Jahres hatte der Minister für Sicherheitsfragen, Luhut Panjaitan, die Exekutionen bereits angedeutet. Er ließ vor Reportern die Bemerkung fallen, dass er sich dieses Mal »weniger Drama« wünsche. Seine Worte bezogen sich auf die Exekution von sechs Menschen im Januar und weiteren acht im April vergangenen Jahres. Denn vor allem letztere fand international große Aufmerksamkeit.

Betroffen waren auch die Australier Andrew Chan und Myuran Sukumaran, die Anführer des sogenannten Bali-Neun-Drogenkartells. Der eine war im Gefängnis Priester geworden, der andere Maler - beide hatten sich engagiert, auch andere Häftlinge zu rehabilitieren. Ebenfalls unter den Verurteilten war ein Brasilianer, der wahrscheinlich an Schizophrenie litt und bis zum Schluss nicht wirklich verstand, was mit ihm geschah. Die Erschießung der jungen Philippinin Mary Jane Veloso wurde in letzter Sekunde gestoppt, nachdem ihre Schuld infrage gestellt worden war. Sie ist jedoch nach wie vor eine der Todeskandidaten. In ihrem Heimatland läuft noch eine Gerichtsverhandlung.

In ihrem Fall wird vermutet, dass Veloso selbst Opfer sein könnte. Die bitterarme, alleinerziehende Mutter zweier kleiner Kinder war zunächst von den Philippinen nach Malaysia gereist, um dort als Hausmädchen zu arbeiten. Kaum angekommen sagte ihr der angebliche Vermittler jedoch, es habe mit ihrer Arbeitsstelle nicht geklappt und schickte sie mit neuer Kleidung und einem neuen Koffer nach Indonesien zu einer ähnlichen Arbeitsstelle. Dort wartete bereits die Polizei auf sie, die eingenäht in ihrem neuen Koffer Drogen fand.

Neben Veloso droht auch noch anderen Ausländern die Todesstrafe. Darunter ein Amerikaner, ein Franzose sowie zwei Briten. Vor allem die Verurteilung der 59-jährigen Britin Lindsay Sandiford ging bereits ausführlich durch die Medien. Die Großmutter war 2013 zum Tode verurteilt worden, nachdem am Flughafen auf Bali fast vier Kilogramm Kokain unter einem doppelten Boden ihres Koffers entdeckt wurden. Sandiford sagt, sie sei gezwungen worden, da man ihrem Sohn mit dem Tod gedroht habe. Noch ist unklar, wer vor das Erschießungskommando gestellt wird.

Indonesiens Präsident Joko Widodo steht für eine Null-Toleranz-Politik gegen Drogenhändler. Im Interview mit dem Sender CNN sagte der 54-Jährige im vergangenen Jahr, dass in Indonesien jeden Tag 50 Menschen an Drogenkonsum sterben würden. Begnadigungen gebe es deswegen von ihm nicht. Diese Einstellung verteidigte der Präsident auch im Gespräch mit Angela Merkel während seines Deutschlandbesuchs im April.

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