Republikaner proben den Aufstand gegen Trump
Initiative will Regeln auf dem Nominierungsparteitag ändern / Angeblich bereits hunderte Unterstützer für »Befreit die Delegierten«
Wirklich glücklich waren weite Teile der Republikanischen Partei nicht, als sich die Nominierung Donalds Trumps als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen im Herbst klar am Horizont abzeichnete. Äußerst widerwillig stellte Paul Ryan, Sprecher der Partei im Repräsentantenhaus, seine Bedenken gegenüber dem umstrittenen US-Milliardär zurück. Trump hatte die Vorwahlen nicht nur von Anfang an klar dominiert, sondern sich rasch als kaum zu schlagen herausgestellt. Und wie viel geringer wären die Chancen eines Kandidaten im November, der von seiner eigenen Parteiführung keine Unterstützung erfährt? Die Antwort ist klar: Er müsste wohl nicht einmal antreten.
Hinter den Kulissen wird allerdings noch immer daran gearbeitet, eine Nominierung Trumps in letzter Minute zu verhindern. Viel Zeit bleibt dazu nicht, denn in bereits vier Wochen findet in Cleveland der Parteitag der Republikaner statt. Doch genau dort soll die eigentliche Revolte vollzogen werden, meldet die »Washington Post«. Der Plan: Trump-Gegner wollen die Spielregeln des Parteitags ändern. Normalerweise sind Delegierte, die ein Kandidat im Laufe der Vorwahlen in jedem US-Bundesstaat gewinnt, mit ihrer Stimme an den Bewerber gebunden. Genau dieses Prinzip will nun eine Gruppe um die Politikerin Regina Thomson zu Fall bringen. »Befreit die Delegierten«, lautet die Forderung, die Thomson und nach ihren Angaben bereits mehrere hundert weitere Republikaner unterstützen. Man habe bereits einen Fonds gegründet, um die Kampagne und nötige Anwälte zu bezahlen.
Selbst Ryan scheint die Idee zu gefallen. Da er sich in seiner Position kaum offen für die Initiative aussprechen kann, rückt er die Verantwortung für eine mögliche »Wahlschlacht« auf dem Parteitag weit von sich. Verhindern wolle er das Anti-Trump-Projekt der Delegierten nicht. »Sie machen die Regeln, sie entscheiden«, so Ryan. Unglücklich scheint er mit dem Vorstoß aber nicht zu sein, nannte er Trump doch wiederholt einen »sehr speziellen Kandidaten«. Ein Liebesbeweis sieht anders aus. Derweil gibt sich die Parteiführung Mühe, wenigstens den Eindruck zu erwecken, nicht an der Revolte beteiligt zu sein. Ein Sprecher des Parteivorstands wies den Bericht der »Washington Post« als »nicht mehr als eine Erfindung der Medien« zurück. Trump selbst nannte die mutmaßliche Revolte »illegal« und ein »Maßregeln« von Millionen Menschen, die ihn unterstützen. Bereits am Samstag warf er seinen früheren Konkurrenten Jeb Bush und Ted Cruz vor, seine Kandidatur unterlaufen zu wollen.
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