Renzi läuft die Zeit davon

Katja Herzberg zu den Ergebnissen der italienischen Kommunalwahlen

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Italien hat sich losgesagt von einer Altherren-Politikerkaste - zumindest die Mehrheit derer, die am Sonntag zur Stichwahl in den Kommunen und Städten gegangen sind. Die Wahl von Virginia Raggi zur Bürgermeisterin der Hauptstadt lässt solch einen Schluss zu und gibt Hoffnung, wie auch die Ergebnisse in anderen Großstädten. Für Matteo Renzi, der sich für die Speerspitze einer neuen Politikergeneration in Italien hält - immerhin ist der Sozialdemokrat jüngster Ministerpräsident in der Geschichte seines Landes - ist das Wahlergebnis allerdings eine Klatsche. Die Partito Democratico (PD) verlor 13 Rathäuser. Zwar stand nicht seine nationale Politik zur Abstimmung, doch die breite Unterstützung der letzten zwei Jahre für die Demokraten ist dahin. Immer stärker setzt die Fünf-Sterne-Bewegung Renzi unter Druck.

Der setzt voll auf Konfrontation, statt sich auf Inhalte zu konzentrieren. Das ist der PD in jüngerer Vergangenheit mehrfach auf die Füße gefallen. Es reicht der Blick nach Rom, wo es weder Walter Veltroni noch zuletzt Ignazio Marino gelungen ist, mit »Mafia Capitale« aufzuräumen. Es bleibt abzuwarten, ob dies nun Raggi gelingt. Renzi jedoch sollte keine Zeit verlieren, seine groß angekündigten Reformen zur Demokratisierung und wirtschaftlichen wie sozialen Erholung Italiens in Gang zu bekommen. Sonst droht ihm beim Verfassungsreferendum im Herbst eine weitaus größere Niederlage - und der Rücktritt.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.