Westhafen Berlin

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Als erste Station der Informations- und Vernetzungsreise »Entlang der umgekehrten Güterwege« der RLS besuchten wir heute den von der Berliner Landestochter BeHaLa (die auch den Südhafen Spandau und den Hafen Neukölln managet) betriebenen Westhafen Berlin. 120.000 Container werden hier im Jahr umgeschlagen, 90% davon von LKWs - es müssen noch zwei Brücken auf dem Weg nach Hamburg angehoben werden, um die Kanäle für moderne Frachtschiffe passierbar zu machen. Die BeHaLa hat einen Jahresumsatz von 19 Mio., hälftig aus Vermietung von Lagerräumen und aus Dienstleistungen, und hat 120 Beschäftigte (1978: 450), von denen ca. 30 in Tochtergesellschaften arbeiten. Diese sind nur teiltarifgebunden.

Ein Problem der Beschäftigten stellen die veralteten Entgeltordnungen dar, die zwar noch das Berufsbild des Bisamrattenfängers kennen, nicht aber bspw. den des Hafenlogistikers. Auch im Hafen ist eine deutliche Zunahme psychischer Erkrankungen zu verzeichnen, die uns v.a. mit Stress und Arbeitsverdichtung erklärt wurden.

Als Lager ist der Hafen so interessant wegen seiner Nähe zu Berlin-Mitte: Ware muss nur einmal umgeschlagen werden, kann dann gleich weiter in den Supermarkt. Daher ist er völlig ausgebucht - das doppelte an Fläche könnte vermietet werden. Etwa 1000 Schiffe legen pro Jahr hier an - Tendenz steigend. Sie transportieren z.B. Kohle für ein Vattenfall-Kraftwerk, Turbinen für ein Siemenswerk, oder Kakao aus Amsterdam.

Wir bekamen zunächst eine Führung durch den Hafen und hatten anschließend ein Gespräch mit der Betriebsratsvorsitzenden der BeHaLa, Gabi Urban, und anderen BR-Mitgliedern. Sie Beklagten sehr das Desinteresse von ver.di an ihrem Betrieb - trotz seiner offensichtlichen strategischen Bedeutung. An dem Gespräch nahm auch der hafenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der LINKEN, Herbert Behrens (MdB), teil.

Deutlich wurde aufgrund der positiven Umweltbilanz der Binnenschifffahrt erneut der verkehrs- und umweltpolitische Wahnsinn der Bundesregierung, die für ihre Politik der Verlagerung des Verkehrs auf die Straße nicht nur die Eisenbahn systematisch ramponiert (geplante Schließung von 2.500 Güterbahnhöfen), sondern auch die Binnenschifffahrt stiefmütterlich behandelt. Die Folgen dieser Politik kamen uns dann während der Busfahrt zu unserer nächsten Station Duisburg in langen LKW-Kolonnen entgegen.

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