Erdogan darf nicht Gollum heißen
Gericht in Antalya verhängt Bewährungsstrafe für Vergleich des türkischen Präsidenten mit der Fantasy-Figur aus » Der Herr der Ringe«
Istanbul. Weil er den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mit der Fantasy-Figur Gollum verglichen hat, ist einem Medienbericht zufolge ein Türke zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Wie die Tageszeitung »BirGün« am Donnerstag berichtete, wurde der Mann von einem Gericht im südtürkischen Antalya zu einem Jahr und 15 Tagen Gefängnis auf Bewährung verurteilt. Das Gericht sprach ihn demnach der Beleidigung schuldig.
Der Angeklagte hatte 2014 und damit zu einer Zeit, als Erdogan noch Ministerpräsident war, auf seiner Facebook-Seite drei Bilder veröffentlicht und dabei den heutigen Staatschef mit der »Herr der Ringe«-Figur Gollum verglichen. Dem Bericht zufolge will der Mann Einspruch gegen die Entscheidung einlegen, weil er wegen Präsidentenbeleidigung verurteilt wurde, obwohl Erdogan damals Regierungschef war.
Es ist nicht der einzige laufende Prozess in der Türkei, der sich mit der dünnen, gnomhaften Fantasy-Figur beschäftigt: Auch ein Arzt aus dem westtürkischen Aydin muss sich wegen eines Vergleichs von Erdogan mit Gollum wegen Beleidigung des Präsidenten vor Gericht verantworten. Bislang gibt es keine Berichte über ein Urteil in dem bizarren Fall.
Erdogan geht hart gegen seine Kritiker vor. Seit seinem Amtsantritt als Präsident im Sommer 2014 sind in der Türkei rund 2000 Strafverfahren wegen mutmaßlicher Beleidigung des Staatsoberhauptes eingeleitet worden. Auch im Ausland versucht die türkische Regierung, Erdogan-Kritik zu unterbinden. In Deutschland geht Erdogan mit juristischen Mitteln gegen den ZDF-Moderator Jan Böhmermann vor, der ihn in einem satirischen »Schmähgedicht« verunglimpft hatte. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!