Podemos hofft auf Wahlsieg in Spanien
Pablo Iglesias Ziehvater Manolo Monerea hat großen Anteil am linken Wahlbündnis »Unidos Podemos« - das gute Chancen hat
Er ist ein Gesicht der spanischen Linken: Der 66-jährige Manolo Monereo. Bei den Parlamentswahlen am Sonntag, bei dem sich das Linksbündnis »Unidos Podemos« (Vereint können wir es schaffen) anschickt, zweitstärkste wenn nicht gar stärkste Kraft zu werden, steht er in der zweiten Reihe.
Doch sein Einfluss ist groß, Podemos-Chef Pablo Iglesias sieht Monereo als »politischen Vater«. Besonders in der vergangenen Zeit wurde Monereos Rolle als »Brückenbauer«, »Kettenglied zwischen der linken Tradition und der neuen politischen Grammatik von Podemos«, zwischen der Vereinten Linken (IU) und Podemos, allgemein anerkannt. Monereo ist eine Schlüsselfigur bei der Entstehung von »Unidos Podemos«, dem Wahlbündnis zwischen Podemos, IU und verschiedener linker lokaler Gruppierungen. Er nennt sich »Übersetzer« für die IU in Sachen der neuen politischen Sprache der Bewegungen. Aufgrund dieses beachtlichen politischen Verdienstes wollte Iglesias ihn als Spitzenkandidaten für Córdoba haben.
Auch hier in Andalusien, wie überall in Spanien, fordern die Menschen »el cambio«, die Wende, und hier verkörpert sie Monereo. Er meint, in Spanien sei »ein Wunder« eingetreten. Die Bewegung der »Indignados«, der Empörten, die 2011 aus der schweren wirtschaftlichen und sozialen Krise entstand, sei ein Katalysator der politischen Veränderung für junge Generationen gewesen, die keine politische Vertretung mehr hatten. Die Regierungen der sozialistischen PSOE zuerst und der konservativen PP später hätten alle Errungenschaften der Arbeitnehmer*innen infrage gestellt. »Dank der Tapferkeit dieser Frauen und Männer konnte sich die soziale Bewegung in eine politische Formation verwandeln« - was auch IU hätte machen können, wenn sie die Herausforderung der Bewegung angenommen hätte, meint Monereo. Wie viele andere bezeichnet er diesen Moment als historisch. »Unidos Podemos« werde sehr wahrscheinlich stärker als die PSOE, und damit stärkste linke Partei, die für eine neue politische Repräsentation in Spanien stehe. Hier könnte sich eine Regierung bilden, die sich für eine Mehrheit im Lande einsetze und ein neues Projekt für das Land aufbauen wolle. Die neoliberale Austeritätspolitik der Europäischen Union werde dadurch herausgefordert. Das stelle eine Chance insbesondere für südeuropäische Länder wie Griechenland, Portugal und Italien dar, um sich von dieser verheerenden Politik zu verabschieden und eine Wende in ganz Europa einzuleiten.
Viele teilen diese Begeisterung und das Bewusstsein, sich am 26. Juni mit der Geschichte verabredet zu haben, um das Land wie noch nie in den letzten vierzig Jahren zu verändern. Unter der fast afrikanischen Sonne Andalusiens, die diesen heißen Wahlkampf begleitet, einigen sich ältere und jüngere Generationen, geben Anguita und Monereo den Staffelstab des Klassenkampfes der Großmütter und Großväter an Pablo Iglesias weiter, den dieser auf der Wahlkampfabschlussveranstaltung in Jeréz vor Tausenden Menschen ehrt.
Monereo wurde in Jaén, Andalusien, geboren. Er hat drei Söhne, eine Enkelin und einen Enkel. Er studierte Jura und Politikwissenschaft und arbeitete als Rechtsanwalt für Arbeitsrecht. Als junger Mensch wurde er Kommunist und Anführer der Studierenden. Während Francos Diktatur wurde er mehrmals festgenommen und saß im Gefängnis. Seit den 80er Jahren war er Mitglied des Parteivorstandes der KP Spaniens. Gemeinsam mit Julio Anguita, dem ehemaligen IU-Koordinator, den Monereo für seinen politischen Lehrer hält, begründete er 1986 die Izquierda Unida (Vereinte Linke). Er war Leiter der Stiftung »Fundación de Investigaciones Marxistas« und spezialisierte sich in den 90er Jahren auf Lateinamerika, als er lange Zeit hier verbrachte. Er hat ständig zum politischen Dialog zwischen unterschiedlichen Formationen der spanischen Linken beigetragen. Von Anfang an pflegte er enge Beziehungen mit den Spitzenpolitikern von Podemos. Am Sonntag hofft er, mit ihnen zusammen reichlich Wahlernte einfahren zu können.
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