Volker Beck kritisiert türkische Polizei nach Festnahme
Grünen-Abgeordneter während einer verbotenen Kundgebung von LGBT-AktivistInnen abgeführt / Unter Festgenommenen auch mehrere Deutsche
Istanbul/Berlin. Der Grünen-Abgeordnete Volker Beck hat nach seiner kurzzeitigen Festnahme in Istanbul das Vorgehen der türkischen Polizei kritisiert. »Das war schon alles eine ziemlich absurde Situation«, sagte Beck am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in der türkischen Metropole. Mehrere Aktivisten hätten sich wegen des Verbots der Homosexuellen-Kundgebung »Istanbul-Pride« dazu entschlossen, am Sonntag eine Deklaration zu verlesen, statt die Parade abzuhalten. In diesem Zusammenhang habe es mehrere Festnahmen gegeben.
Beck sagte, er habe sich mit einigen Journalisten und Aktivisten in einem Café in der Nähe des Platzes getroffen, wo die Erklärung vorgetragen werden sollte. Als die Aktivisten am späten Nachmittag einzeln auf den Platz gegangen seien und einer der Veranstalter »kurz nur zwei Worte« geäußerte habe, sei er sofort festgenommen worden, sagte Beck. Danach sei alles »Schlag auf Schlag« gegangen. Die Polizei habe auch Max Lucks von der Grünen Jugend, sowie Felix Banaszak, einen Mitarbeiter der deutschen EU-Abgeordneten Terry Reintke, festgesetzt.
Die Festnahme habe etwa 10 bis 15 Minuten angedauert, während er inständig auf seinen Status als Bundestagsabgeordneter verwiesen habe, sagte Beck. Nach seiner Freilassung habe er mehreren Journalisten ein Interview zu den Vorkommnissen gegeben und sei dabei erneut von der Polizei mit einer Festnahme bedroht worden. Der Situation sei er mit Hilfe einer türkischen Anwältin entkommen, die ihn unter dem Vorwand weggebracht habe, ihn zu einem Taxi zu begleiten.
Beck sagte, er zolle den Homosexuellen-Aktivisten wegen der widrigen Umstände sehr viel Respekt. Sie hätten ihre Deklaration an verschiedenen Orten wie Restaurants und an Straßenecken dennoch verlesen und teilweise ihre Clips ins Internet gestellt.
Beck befand sich am Montagvormittag immer noch in Istanbul. Wegen der Ereignisse habe er seinen geplanten Flug am Sonntagabend verpasst. Das Auswärtige Amt äußerte sich vorerst nicht zu den Vorkommnissen. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.