Neonazi-Aufmarsch in Kalifornien eskalierte
Mindestens sieben Personen erlitten Stichverletzungen / Rassisten unterstützen Donald Trump und pflegen Kontakte zur NPD
Bei Protesten gegen eine Neonaziaufmarsch in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento ist es am Sonntag zu schweren Zusammenstößen gekommen. Mindestens sieben Personen haben der »Los Angeles Times« zufolge dabei Stichverletzungen davon getragen, neun mussten im Krankenhaus behandelt werden. Zahlreiche weitere hätten zudem kleinere Wunden, Schnitte und Prellungen erlitten. Bei mindestens zwei Personen wurden die Verletzungen als lebensgefährlich eingestuft.
Laut der Lokalzeitung »Sacramento Bee« hatten sich rund 30 Anhänger der rechtsradikalen »Traditionalist Worker Party« am Mittag zu einer angemeldeten Kundgebung vor dem Kapitol eingefunden. Rund 400 Antifaschisten stellten sich mit dem Ziel, die Veranstaltung zu blockieren, den Neonazis entgegen. Beide Seiten hatten die vergangenen Wochen für die Treffen stark mobilisiert.
Zeugen berichteten, wie die Gewalt rasch eskalierte, als beide Gruppen vor dem Kapitol aufeinanderstießen. Die Neonazis und Gegendemonstranten gingen dabei mit Latten und Fäusten aufeinander los, wie mehrere Videos in den sozialen Netzwerken zeigen. Die Polizei konnte nach rund 20 Minuten - unter anderem mit berittenen Einheiten und Pfefferspray - die Lage wieder beruhigen. Festnahmen wurden laut Medienberichten aber bisher nicht vorgenommen. Die eingesetzte Feuerwehr konnte zudem nicht sagen, welchen politischen Lagern die verletzten Personen angehörten.
Die Aktivistin Yvette Felarca der Gruppe »By Any Means Necessary« (Mit allen notwendigen Mitteln), erklärte gegenüber Medienvertretern, dass die Proteste trotz der Eskalation einen Erfolg darstellen. »Die [Nazis] befinden sich in einer schlimmeren Verfassung als wir«, sagte Felarca, die auch selbst eine Kopfwunde erlitten hatte. »Nicht nur physisch, auch politisch haben sie verloren. Die Nazis konnten heute niemanden neues rekrutieren.«
Die »Traditionalist Worker Party« (TWP) hatte zu der Kundgebung vor dem Kapitol aufgerufen, um lokale Anhänger des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu unterstützen. Diese hätten angeblich zuvor ihre Veranstaltungen nicht ungestört abhalten können. Bei ihrer Kundgebung am Sonntag konnten sie laut der »LA Times« auch auf die lokalen Neonazis der »Golden State Skinheads« zurückgreifen. Die TWP hat sich 2015 gegründet und versucht laut dem »Southern Poverty Law Center« vor allem unter Schülern und Studenten ihre rassistischen Inhalte zu propagieren. Ihr Sprecher, Matt Parrott, verteidigte gegenüber Medienvertretern die eingesetzte Gewalt am Sonntag. Seine Gruppe »war auf einen Kampf vorbereitet«, erklärte er. »Sie war bereit, sich zu verteidigen.«
Eine Delegation der TWP hatte mit ihrem Anführer Matthew Heimbach im November 2015 auch dem NPD-Bundesparteitag im deutschen Weinheim einen Besuch abgestattet. Ein Video zeigt den Neonazi dabei im Gespräch mit dem damaligen NPD-Bundesvorstand Sascha Roßmüller. US-amerikanischen Anti-Hass-Gruppen und Recherchenetzwerken zufolge gewinnt der 25-jährige Heimbach an Unterstützung unter weißen Rassisten im Land. Der Rechtsradikale war auch im März bei einer Wahlkampfveranstaltung von Trump in Louisville zu sehen, wo er eine schwarze Demonstrantin schubste und anschrie. Er trug dabei eine Mütze mit der Aufschrift »Make America great again«.
Die Auseinandersetzung in Sacramento ist nur die jüngste in einer Reihe von Zusammenstößen zwischen rechten und linken Anhängern in den Vereinigten Staaten. Mehrere Wahlkampfveranstaltungen von Donald Trump waren bisher von Ausschreitungen und gewaltsamen Übergriffen geprägt gewesen. Bei Protesten gegen eine Demonstration des rassistischen Ku-Klux-Klans Ende Februar im kalifornischen Anaheim hatten drei Antifaschisten Stichverletzungen davon getragen, 13 Personen wurden damals verletzt.
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