Machtlos in Mali
Die UN-Mission hat wenig Chancen gegen Terroristen
Bamako. Im unruhigen Norden Malis gehen französische Truppen seit Montagabend gegen Terroristen und Schmuggler vor. Bislang seien mindestens vier Verdächtige verhaftet worden, berichtete der französische Auslandsrundfunk RFI am Dienstag unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Operation solle noch mehrere Tage andauern. Der Weltsicherheitsrat in New York wollte sich im Lauf des Dienstags mit der Lage in dem afrikanischen Land befassen.
Abgesehen hat es die Armee auf Mitglieder militanter Gruppen, die trotz eines Friedensvertrags mit der Regierung weiter in terroristische Aktivitäten sowie in Drogen- und Waffenschmuggel verwickelt sind. Die operierenden Soldaten gehören der französischen Antiterroreinheit Barkhane an, die in der Region stationiert ist und insgesamt 3000 Mann umfasst.
Unter UN-Mandat sind 10 800 Soldaten in den Norden Malis entsandt worden, um ein Wiederaufflammen der Kämpfe zu verhindern, die 2012 zur Teilung des westafrikanischen Landes geführt hatten. An der UN-Mission Minusma ist auch die Bundeswehr mit derzeit knapp 500 Soldaten beteiligt. Das deutsche Kontingent kann auf bis zu 650 Kräfte aufgestockt werden. Im Norden Malis verüben auch heute noch mehrere islamistische Gruppen und Tuareg-Milizen Anschläge.
Ziel der terroristischen Attentate sind vor allem Soldaten der malischen Armee und der UN-Mission. Ende Mai kamen die Angriffe dem deutschen Kontingent in Gao sehr nahe: Bei einem Doppelanschlag wurde ein chinesischer UN-Soldat in einem Camp in Gao getötet, ebenso wie drei Zivilisten des UN-Minenräumdienstes UNMAS. Eine islamistische Terrorgruppe bekannte sich zu dem Angriff und erklärte, er habe »kreuzzüglerischen Besatzungskräften« gegolten. Die Zahl der Anschläge habe in diesem Jahr zugenommen, sagt der dänische Minusma-Kommandeur, Generalmajor Michael Lollesgaard.
Dass die Minusma unter den gegenwärtigen Umständen damit überfordert ist, die Lage in Mali zu stabilisieren, wird aus Lollesgaards Worten überdeutlich: Es gebe mehr Terroranschläge, mehr kriminelle Überfälle und mehr bewaffnete Konflikte zwischen den unterschiedlichen Ethnien als im Vorjahr. »Wir haben fast 11 000 Soldaten, und die malische Armee hat in der Region ihrerseits starke Kräfte. Aber Mali ist riesig, wir können nicht das ganze Territorium kontrollieren.« Die Ursache für die erneut steigenden Spannungen sei die schleppende Umsetzung des Friedensabkommens von Mitte 2015. Darin ist sich der Minusma-Kommandeur mit politischen Analysten einig. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.