Legida will am Samstag in Leipzig demonstrieren
Nach Übergriff auf rechten Ordner Drohungen im Internet: »Connewitz wird brennen« / Rassisten geben Grünen-Chef Kasek die Schuld
Das rassistische Legida-Bündnis ruft nur wenige Tage nach seinem üblichen Montagsprotest für Samstag zu einer weiteren Demonstration in Leipzig auf. Die Veranstaltung soll unter dem Motto »Wir gegen Gewalt« stattfinden. Ein 37-jähriger Ordner von Legida namens Ronny war laut Polizei am Montagabend vor seinem Wohnhaus in Großdeuben von bis zu fünf Unbekannten zusammengeschlagen worden. Das Opfer beschrieb sie als männlich, dunkel gekleidet und sportlich. Weitere Erkenntnisse zu den Tätern gibt es bislang nicht. Die Ermittler schlossen einen politischen Hintergrund nicht aus. Ein vermeintliches Bild des verletzten Angegriffen kursiert in sozialen Netzwerken.
Die Stadt Leipzig bestätigte, dass eine solche Demo angemeldet worden sei. Beginn der Auftaktkundgebung ist den Angaben zufolge auf dem Thomaskirchhof. Anschließend soll es auf einer noch unbekannten Route durch Leipzig gehen.
Dass die Demonstranten von Legida sich am Samstag wirklich »gegen Gewalt« einsetzen, darf bezweifelt werden. Trotz des Mottos der Kundgebung werden in sozialen Netzwerken mit Verweis auf aktuelle Legida-Statements gewalttätige Aktionen für Leipzig angekündigt, berichtete die »LVZ«. So hieß es beispielsweise auf Twitter: »#kasek #nagel #antifa kriegen die rechnung dafür. #connewitz wird brennen. #legida #nolegida #totderantifa«. Auch die vergangene Veranstaltung von Montag war nicht unbedingt friedfertig: »Wir sind bereit (...), notfalls auch unser Leben zu geben«, sagte die Ex-Pegida Frontfrau Tatjana Festerling auf der Bühne. Sie meinte damit den »Kampf« gegen Flüchtlinge.
Das die Drohungen in den sozialen Netzwerken ernst genommen werden müssen, zeigte erst ein Angriff im Januar auf den alternativen Leipziger Stadtteil Connewitz. In wenigen Minuten zerstörten rund 250 rechtsradikal Hooligans zahlreiche Geschäfte, auch Passanten wurden angegriffen und eine Dachgeschosswohnung ging in Flammen auf.
Das Legida-Bündnis machte derweil Linke für den Angriff auf seinen Ordner verantwortlich. Wie das Leipziger Stadtmagazin »kreuzer« berichtete, gibt es seit dem Übergriff zahlreiche Morddrohungen gegen den sächsischen Grünen-Chef Jürgen Kasek. Auch Legida hatte diesem die Schuld an dem Angriff gegeben. In der Nähe seines Büros hänge ein Banner, auf dem »Kasek = Auftragskiller« steht. Im Internet würde zudem seine Adresse veröffentlicht. »Ich kenne diesen Ronny nicht«, sagte Kasek gegenüber dem »kreuzer«.
Für den gegen seine Person gerichteten Hass dürfte jedoch etwas anderes entscheidender sein: Kasek ist neben seiner Parteitätigkeit auch Mitorganisator von den Legida-Gegenprotesten und von »Leipzig nimmt Platz«. »Sie brauchen Feindbilder, an denen sie sich abarbeiten können«, vermutet Kasek gegenüber dem Stadtmagazin. Der Politiker hat gegenüber Legida nun Anzeige gestellt. Per einstweiliger Verfügung will er die Behauptung stoppen, er habe den Überfall in Auftrag gegeben.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.