Gedenkstätten verbannen »Pokémon Go«
Holocaust-Museum in Washington fordert Spieler auf, App in der Einrichtung nicht zu benutzen
Washington. Neuer Hype mit hässlicher Begleiterscheinung: Spieler der neuen App »Pokémon Go« zücken auch in Gedenkstätten ihre Smartphones, um nach den kleinen Monster-Figuren Ausschau zu halten – und die Einrichtungen sind nicht glücklich darüber. So forderte der Arlington-Ehrenfriedhof in Washington die Besucher bei Twitter auf, das sein zu lassen, weil es unangemessen sei. Auch das Holocaust-Museum in der US-Hauptstadt appellierte an die Besucher über den Kurznachrichtendienst, respektvoll beim Einsatz von Technik zu sein. Man versuche, den Ort aus dem Spiel entfernen zu lassen, erklärte ein Sprecher dem Sender NPR am späten Dienstag.
Bei der App sind »Pokémon«-Figuren an diversen Orten platziert, ein Spieler muss in der Nähe sein, um sie auf dem Smartphone-Bildschirm zu sehen und fangen zu können. Die Entwickler – Nintendos Pokémon Company und die Spielefirma Niantic Labs – geben die Möglichkeit, unangemessene Orte zu melden.
Niantic – damals noch als Google-Tochter – hatte im vergangenen Jahr schon ähnlichen Ärger in Deutschland. In dem ebenfalls ortsbasierten Spiel »Ingress« wurden einiger der Portale, um die Nutzer kämpfen müssen, bei ehemaligen Nazi-Konzentrationslagern platziert. Nach Kritik wurden sie schnell aus der Nähe der Gedenkstätten entfernt. »Pokémon Go« greift auch auf Datenbanken von »Ingress« zurück.
Unterdessen meldete die Polizei der A&M University in Texas auch einen Auffahr-Unfall im Zusammenhang mit dem Spiel. Ein Fahrer stellte seinen Wagen regelwidrig ab, um auszusteigen und ein Pokémon zu fangen, wie die Polizei bei Twitter erklärte. Ein anderes Auto fuhr von hinten auf.
Unterdessen wurde die populäre Spiele-App am Dienstag vom Hersteller aktualisiert, um die übermäßigen Zugriffsrechte auf Google-Profile einzuschränken. Am Vortag war herausgekommen, dass das Spiel bei der Anmeldung mit Google den Zugriff auf alle Inhalte der Konten anfragte.
Niantic Labs erklärte, die Abfragen gingen auf einen Fehler zurück und es seien nie andere Informationen als Nutzername und E-Mail-Adresse abgerufen worden. Unklar blieb auch, welche Daten die App von Google überhaupt bekommen hätte. Der Datenschutz-Schnitzer hatte dennoch massive Kritik ausgelöst.
Der in Datenschutz-Belangen sehr aktive US-Senator Al Franken forderte von den Machern der App ausführliche Informationen an. Er will wissen, welche Daten erhoben werden und was damit geschehe. Dabei geht es auch um die Frage, mit wem die Informationen geteilt werden könnten. Agenturen/nd
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