Einkommenskluft wächst schneller als amtlich ausgewiesen
»Monitor«: Offizielle Erhebungen über Einkommen von Spitzenverdienern zu niedrig / Bofinger: Steuern auf hohe Gehälter erhöhen
Berlin. Nach Recherchen des ARD-Magazins »Monitor« wächst die Einkommenskluft zwischen Arm und Reich in Deutschland schneller, als es amtliche Statistiken ausweisen. Wie »Monitor« am Donnerstag vorab meldete, sind die Einkommen von Geschäftsführern zwischen 1997 und 2014 um 42 Prozent gestiegen. Die Einkommen von Vorständen legten um 59 Prozent zu, die von Dax-Vorständen sogar um 186 Prozent. Im Vergleich seien die Einkommen von Durchschnittsverdienern im selben Zeitraum nur um 15 Prozent gestiegen.
Das ARD-Magazin beruft sich auf Einkommenserhebungen bei Spitzenverdienern aus mehr als 1.300 Firmen durch die Unternehmensberatung Kienbaum. Die Zahlen gäben deutliche Hinweise darauf, dass die offiziellen Erhebungen die Einkommen von Spitzenverdienern zu niedrig einschätzen. So habe das durchschnittliche Einkommen von Geschäftsführern und Vorständen laut den Kienbaum-Daten im Jahr 2013 bei rund 500.000 Euro gelegen. Das sogenannte Sozio-ökonomische Panel (SOEP) weise hingegen aus, dass das oberste Prozent im selben Jahr im Schnitt nur rund 200.000 Euro verdient hat.
Die Unterschiede sind von Bedeutung, weil die Daten des SOEP eine Grundlage bilden für den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger forderte, die Steuern auf hohe Einkommen zu erhöhen. »Aus meiner Sicht würde es naheliegen, wieder zu den Steuersätzen zurückzukehren, die wir in den 90er Jahren hatten. Und das war ein Spitzensteuersatz in der Einkommenssteuer von 53 Prozent«, sagte er dem Magazin. Derzeit liegt der Spitzensteuersatz bei 42 Prozent, auf die ab einer bestimmten Einkommenshöhe drei Prozentpunkte sogenannte Reichensteuer hinzugerechnet werden. epd/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.