Nach Münchener Amoklauf drei Verletzte noch in Lebensgefahr
LKA registriert nun 35 Verletzte / Kosovarische Familien verlieren drei Kinder / Messerangriff in Zug in Norddeutschland
Update 17.05 Uhr: Polizei bittet Medien um Zurückhaltung
Die von vielen ob ihrer besonnenen Arbeit gelobte Münchner Polizei bittet jetzt selbst um Zurückhaltung. In einem Statement bittet der Polizeipräsident Hubertus Andrä die Medienvertreter darum, vor allem gegenüber den Schülern Zurückhaltung zu üben. Morgen sei ein schwerer Tag: »In einigen Klassen bleibt ein Platz frei. Dies ist für die Klassenkameraden, deren Familien und das Lehrpersonal besonders belastend. Ich bitte sie daher um ein Zeichen der Solidarität, Verantwortung und Unterstützung unserer Kinder. Verzichten sie auf Interviews im Umfeld unserer Schulen.«
Update 14.55 Uhr: Täter plante Tat offenbar seit langem – politischer Hintergrund ausgeschlossen
Der Amokläufer von München hat seine Opfer nach den bisherigen Ermittlungen nicht gezielt ausgesucht. Dies teilte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch von der Staatsanwaltschaft München am Sonntag bei einer Pressekonferenz mit. Einen politischen Hintergrund der Tat schloss er klar aus.
Es habe sich bestätigt, dass der 18-Jährige wegen einer psychiatrischen Erkrankung behandelt wurde. In der Wohnung habe man ärztliche Behandlungsunterlagen gefunden, die auf eine Angststörung und Depressionen hindeuteten. Er habe sich sowohl in stationärer und ambulanter Behandlung befunden. Zudem habe man Medikamente gefunden.
Er habe ein eigenes schriftliches »Manifest« zu seinen Taten verfasst, sagte der Präsident des bayerischen Landeskriminalamts, Robert Heimberger. Der Täter habe sich seit einem Jahr mit dieser Tat befasst und Winnenden besucht, den Ort eines früheren Amoklaufs. Nach Angaben der Ermittler hat der Täter auch intensiv Videospiele wie »Counterstrike« gespielt.
Update 13.40 Uhr: Waffe von München war wohl reaktivierte Theaterwaffe
Der Todesschütze von München hat seine neun Opfer nach einem Bericht der »Süddeutschen Zeitung« mit einer reaktivierten Theaterwaffe erschossen. Die nicht mehr scharfe Waffe sei wieder gebrauchsfähig gemacht worden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Ermittlerkreise. Ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) bestätigte die Informationen am Sonntag auf Anfrage nicht.
Die Glock trägt dem Bericht zufolge ein Prüfzeichen aus der Slowakei. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte dem Bayerischen Rundfunk am Sonntag, die Waffe stamme aus der Slowakei oder Tschechien. Demnach beschaffte sich der 18-jährige Deutsch-Iraner die Pistole im sogenannten Darknet, einem verborgenen und verschlüsselten Bereich des Internets.
Mehr Verletzte als bisher angenommen, drei von ihnen weiter in Lebensgefahr
Nach dem Amoklauf von München mit zehn Toten hat die Polizei nun 35 Verletzte registriert, darunter elf Schwerverletzte. Dies teilte das Landeskriminalamt (LKA) am Sonntag in München mit. Am Samstag hatte die Polizei noch von zehn Schwer- und 17 Leichtverletzten gesprochen. Drei Menschen schweben noch immer in Lebensgefahr. Das teilte ein Sprecher des Landeskriminalamtes am Sonntag in München mit. Zehn Menschen hatten bei dem Amoklauf am Freitag schwere Verletzungen erlitten, vier unter ihnen hatten Schussverletzungen. Bei den Zahlen sind auch Fälle enthalten, die sich nicht am Anschlagsort, dem Olympia-Einkaufszentrum, sondern aufgrund von Panik in anderen Teilen der Stadt zugetragen hatten.
Nach dem Amoklauf des 18-jährigen David S., der am Freitagabend zunächst neun zumeist junge Menschen und dann sich selbst erschossen hatte, kam es auch an anderen Orten in München zu Paniksituationen. Auch dabei kam es zu Verletzungen. Die Ermittler betrachten die Tat als Amoklauf, Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt es nicht.
Drei aus dem Kosovo stammende Familien haben bei dem Amoklauf in München je ein Kind verloren. Die Angehörigen werden von der Psychosozialen Notfallversorgung betreut, wie das Münchner Rote Kreuz am Wochenende mitteilte. Die Hilfsorganisation sammelt nun Spenden, damit die Getöteten in den Kosovo übergeführt und dort begraben werden können.
Messerangriff im Zug in Norddeutschland – Panik, aber keine Verletzten
Ein 22-Jähriger hat in einem Zug auf der Strecke zwischen Hamburg und Bremen ein Messer gezückt, Fahrgäste bedroht und versucht zuzustechen. Viele Reisende gerieten bei dem Vorfall in der Nacht zum Sonntag in Panik und verließen den Metronom am nächsten Bahnhof, wie ein Polizeisprecher am Sonntagmorgen sagte. Sie fühlten sich den Angaben zufolge an die Vorfälle in Würzburg und München erinnert. Verletzt wurde aber diesmal niemand.
Der junge Mann war zuvor bei einer Fahrkartenkontrolle durch sein aggressives Verhalten aufgefallen. Der Zugbegleiter setzte ihn daraufhin in ein abgetrenntes Abteil und verschloss die Türen, so dass der 22-Jährige nicht mehr hinaus konnte. Bei der Ankunft am Bahnhof in Sottrum östlich von Bremen gelang es ihm jedoch, das Abteil zu verlassen. Er wechselte den Waggon, zückte ein Messer und begann, auf Mitreisende loszugehen. Dabei versuchte er, einer 20-Jährigen in den Hals und einer 19-Jährigen in den Rücken zu stechen. Sie blieben jedoch unverletzt.
Am nächsten Bahnhof verließen viele Fahrgäste den Zug in Panik. Auch der 22-Jährige stieg aus, bedrohte noch einige weitere Fahrgäste auf dem Bahnsteig und verschwand. Die Reisenden alarmierten die Polizei, die den Täter trotz einer Sofortfahndung nicht ausfindig machen konnte. In den frühen Morgenstunden stellte sich der Mann selbst - er wurde vorläufig festgenommen. Die Polizei geht davon aus, dass er unter psychischen Erkrankungen leidet und zum Zeitpunkt der Tat betrunken war. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Agenturen/nd
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