Heimbetreiber weist Anschuldigungen zurück
Es habe kein Mobbing gegeben, sagt die PeWoBe. Initiativen und Politiker halten an ihrer Kritik fest
Der private Heimbetreiber PeWoBe hat sich am Montag zu den Vorwürfen über »unhaltbare Zustände« im Asylbewerberheim in der Hellersdorfer Carola-Neher-Straße geäußert. In einer Erklärung ihres Anwaltes lässt er viele Vorwürfe zurückweisen. »Die PeWoBe achtet auf die gute Ausbildung und das Einfühlungsvermögen ihrer Mitarbeiter sowie auf eine psychologische Betreuung der Bewohner«, heißt es. Es gäbe weder Fälle von unterlassener Hilfeleistung noch Mobbing. Die Heimleitung hätte auch nicht die Anforderung ärztlicher Hilfe oder die Überweisung einer Bewohnerin in ein Frauenhaus untersagt, wie behauptet wurde, heißt es weiter.
Auf die Vergangenheit der Heimleiterin bei der rechtsextremen DVU, ihren Leitungsstil und die Beendigung der Arbeitsverhältnisse ehemaliger engagierter Mitarbeiter geht er in der Erklärung allerdings nicht ein.
Am Montag hatte »neues deutschland« berichtet, dass das Asylbewerberheim in Hellersdorf von einer Frau geleitet wird, die Medienberichten zufolge ehemaliges Mitglied der DVU war. Für diese Partei hatte sie 2008 und 2009 erfolglos zu Kommunal- und Landtagswahlen in Brandenburg kandidiert. Die gelernte Kosmetikerin Peggy M. ist auch Prokuristin der Betreiberfirma PeWoBe und wurde letztes Jahr von Medien in ihrer Funktion als Koordinatorin für Flüchtlingsheime der PeWoBe zitiert. Das Namenskürzel steht für »Professionelle Wohn- & Betreuungsgesellschaft«. Grüne und die überparteiliche Initiative für Geflüchtete »Hellersdorf hilft« fordern einen Betreiberwechsel.
Einen Wechsel beim Betreiber wünscht sich ebenfalls der Bezirk Marzahn-Hellersdorf, sagt Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (SPD) dem »nd«. »Wir stehen seit fast einem Jahr mit dem Senat im regen Briefwechsel, weil wir die Auffassung vertreten, dem Heim täte ein Betreiberwechsel gut. Die PeWoBe leistet aus unserer Sicht unzulässige Arbeit. Dieser Meinung sind wir nicht erst, seit uns die DVU-Biografie der neuen Heimleiterin bekannt ist.«
Die konkreten Kritikpunkte will Komoß allerdings nicht über die Medien kommunizieren. »Wir haben aber sowohl bei eigenen Besuchen im Heim als auch aus Erzählungen von Bewohnern den Eindruck gewonnen, dass dort etwas nicht stimmt.« Das Thema war bereits Anfang Juli Gegenstand einer Anfrage der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung. »Viele Akteure im Bezirk sind unzufrieden mit der PeWoBe als Träger«, sagt dessen LINKEN-Abgeordneter Stefan Zillich. »Eine vernünftige Zusammenarbeit ist mit dem Betreiber nicht mehr möglich. Darum fordern wir einen Betreiberwechsel.«
Veranlassen kann den allerdings nicht der Bezirk, sondern Sozialsenator Mario Czaja (CDU). Das ihm unterstehende Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) ist Vertragspartner und auch Kontrollinstanz der privaten Heime. Czajas Sprecherin Monika Hebbinghaus sagt: »Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst. Das Qualitätsmanagement des LAGeSo wurde umgehend beauftragt, die Örtlichkeit aufzusuchen und den Vorwürfen nachzugehen.«
Würden dabei Mängel festgestellt, sei der Betreiber »vertraglich verpflichtet, diese unverzüglich abzustellen«. Gegebenenfalls seien vertragsrechtliche Konsequenzen zu überprüfen, »bis hin zur Kündigung«. Zur fachlichen Eignung des Personals gehöre eine »klare Distanzierung von extremistischen, offen fremdenfeindlichen oder rassistischen Tendenzen«. Sie sagte allerdings, dass die Sozialverwaltung auf die Personalauswahl der PeWoBe keinen Einfluss habe. Die Personalhoheit liege beim Betreiber selbst.
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