Ansbach nun Fall für die Bundesanwaltschaft

Attentäter bekennt sich in Video zu Dschihadistenmiliz IS / 15 Menschen bei Detonation verletzt

  • Lesedauer: 3 Min.

Ansbach. Nach dem Sprengstoffanschlag von Ansbach gehen die Ermittler von einer islamistisch motivierten Tat aus: Die Polizei stieß bei der Auswertung eines Mobiltelefons des bei der Explosion getöteten 27-jährigen syrischen Flüchtlings am Montag auf ein Video, in dem dieser einen Terroranschlag »im Namen Allahs« androhte und sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte. Die Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen und sucht nun nach mögliche Komplizen.

Der Bundesanwaltschaft zufolge zündete Mohammad D. am Sonntagabend gegen 22.10 Uhr in der Nähe eines Open-Air-Musikfestivals einen Sprengsatz, den er in seinem Rucksack mitführte. Bei dem Anschlag wurden nach jüngsten Polizeiangaben 15 Menschen verletzt, davon einige schwer. Der Mann hatte zuvor offenbar versucht, auf das Festivalgelände zu gelangen, auf dem sich in der mittelfränkischen Stadt etwa 2500 Besucher versammelt hatten. Er wurde aber abgewiesen, weil er keine Eintrittskarte hatte.

Kurze Zeit später hielt er sich dann vor einem Weinlokal auf, wo sich die Explosion ereignete. Zuvor hatte sich der Täter laut Zeugenaussagen nach vorne gebeugt. Laut Polizei war noch unklar, ob er die Detonation in diesem Moment bewusst herbeiführte.

Die IS-nahe Agentur Amaq bezeichnete den Ansbacher Täter in einer auch auf Deutsch veröffentlichten Meldung im Internet als »Soldaten« der Miliz und sprach von einer »Märtyreroperation«. Ihren Angaben zufolge folgte der 27-Jährige »Aufrufen, die Staaten der Koalition, die den IS bekämpfen, ins Visier zu nehmen«.

Laut Bundesanwaltschaft wurde auf einem Handy des Attentäters ein Video gefunden, in dem sich eine vermummte Person zum IS-Anführer Abu Bakr Al-Bagdadi bekennt. »Nach dem gegenwärtigen Ermittlungsstand ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um Mohammad D. handelt«, erklärte die Karlsruher Behörde. Es bestehe daher der Verdacht, dass der Syrer die Tat als IS-Mitglied begangen habe. Vor diesem Hintergrund sei zu klären, ob es weitere Tatbeteiligte oder Hintermänner gebe.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte bei einer Pressekonferenz in Nürnberg, für ihn sei »unzweifelhaft« erwiesen, dass es sich »um einen Anschlag, um einen Terroranschlag mit entsprechend islamistischem Hintergrund« handele. In dem Handyvideo kündigte der abgelehnte Asylbewerber demnach »ausdrücklich einen Racheakt gegen die Deutschen an, weil sie sich dem Islam in den Weg stellen, als Vergeltung für das Umbringen von Muslimen«.

Mohammad D. war vor zwei Jahren als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland eingereist. Sein Asylantrag war nach Behördenangaben vor einem Jahr abgelehnt worden, seither lebte er als geduldeter Flüchtling in Ansbach. Dem Bundesinnenministerium zufolge sollte der Verdächtige nach Bulgarien abgeschoben werden. Seit wann die Abschiebung anstand und warum sie nicht vollzogen wurde, war unklar.

Der Polizei war der Mann wegen Drogen- und Nötigungsdelikten bekannt. Außerdem galt er als psychisch instabil, aktenkundig sind zwei Selbstmordversuche. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag sagte, stand er »unter Betreuung«. In Akten aus einem »Unterbringungsverfahren« sei von »depressiven Episoden« die Rede.

Bei der Durchsuchung des Zimmers des 27-Jährigen in einer Flüchtlingsunterkunft in Ansbach stießen die Beamten auf zwei Mobiltelefone, von denen eines das Video mit dem IS-Bekenntnis enthielt. Auf einem Laptop fanden sie Material »mit salafistischem Hintergrund«.

Außerdem lagerte der Mann in seinem Zimmer laut Polizei verschiedene Chemikalien, die nach »erster Einschätzung« der Ermittler auch zum Bau von Bomben geeignet sind. Die Bauart seines Sprengsatzes war zunächst noch unklar. AFP/nd

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