Europas Großbanken bewähren sich in Stresstest
Deutsche Bank und Commerzbank nur knapp über kritischer Grenze
London. Europas Großbanken haben von der Bankenaufsicht ein insgesamt recht ordentliches Zeugnis für ihre Krisenfestigkeit bekommen. »Das Ergebnis zeigt Widerstandsfähigkeit im EU-Banken-Sektor als Ganzes dank erheblicher Kapitalaufstockung«, heißt es in dem Bericht der Bankenaufsicht EBA, der am Freitag in London veröffentlicht wurde. Demnach erwiesen sich die in den vergangenen Jahren deutlich erhöhten Kapitalpuffer als vergleichsweise stabil.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) bewertete das Ergebnis positiv: Der Test zeige eine verbesserte Widerstandsfähigkeit im Bankensystem der Eurozone. Einzelne Banken zeigten allerdings deutliche Schwächen.
Die neun deutschen Institute im Test erwiesen sich als ausreichend ausgestattet, wenn auch in einigen Fällen nur knapp. Am besten schnitt die NRW Bank ab, die sich auch im schlimmsten Schockszenario mit einer harten Kapitalquote von 35,4 Prozent bewährte. Die Deutsche Bank sackte auf 7,8 Prozent ab, die Commerzbank auf 7,42 Prozent. Die schwächste Kapitalquote wies im Test wie erwartet die italienische Bank Monte die Paschi die Siena mit einem negativen Kapitalpuffer von
minus 2,44 Prozent auf. Bislang ächzte die 1472 gegründete älteste Bank der Welt unter einem Berg fauler Kredite in Höhe von zuletzt gut 45,3 Milliarden Euro. Mit dem Verkauf von mehr als der Hälfte der faulen Kredite will sie angeschlagene einen großen Schritt aus der Krise machen und damit 9,2 Milliarden Euro einnehmen. Bis zu 1,6 Milliarden Euro übernimmt der italienische Bankenfonds Atlante, bis zu 1,6 Milliarden Euro die Aktionäre der Bank..
Die harte Kernkapitalquote gilt als die entscheidende Kennziffer beim Stresstest. Sie setzt das Eigenkapital von Banken ins Verhältnis zu den Risikopositionen. Analysten sehen eine Schwelle von 7 Prozent als kritisch an. Anders als beim vorigen Stresstest 2014 hatte die EBA diesmal selbst keine Grenzwerte definiert, bei deren Unterschreitung eine Bank als Durchfaller galt. Es ging vielmehr um Gesamteindruck von der Solidität der Geschäftsmodelle zu bekommen.
Untersucht wurde bei 51 Geldhäusern, ob sie etwa einem heftigen Absturz der Wirtschaft und einem Einbruch der Immobilienpreisestandhalten. Erstmals wurden dabei auch Rechtsrisiken in den Test einbezogen. dpa
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.