Ausgesetztes Baby gefunden

Polizei veröffentlicht Foto von Handtuch / Bisher noch keine Hinweise

  • Ellen Wesemüller
  • Lesedauer: 2 Min.
In Pankow haben Anwohner in den frühen Morgenstunden des Sonnabends einen Säugling auf den Stufen eines Einfamilienhauses gefunden. Dem Baby geht es gut, von der Mutter fehlt jede Spur.

Die Bewohner eines Einfamilienhauses in Pankow haben am frühen Samstagmorgen ein ausgesetztes Baby auf den Stufen ihres Hauses gefunden. Das neugeborene Mädchen lag auf einem Handtuch, das die Familie über Nacht draußen gelassen hatte.

Die Bewohner nahmen das Baby zunächst ins Haus und alarmierten die Feuerwehr. Diese brachte das Mädchen in ein Krankenhaus. Das Baby sei voll entwickelt, es gehe ihm gut, sagte eine Polizeisprecherin. Allerdings sei es nicht fachgerecht abgenabelt worden. Zum genauen Alter des Neugeborenen konnte sie zunächst keine Angaben machen.

Polizisten des Landeskriminalamtes befragten mögliche Zeugen. Auch ein Spürhund kam zum Einsatz. Zudem veröffentlichten die Ermittler am Samstag Fotos des blutbefleckten Handtuchs, mit dem das kleine Mädchen zugedeckt war. »Wir haben leider noch keinen Hinweis bekommen«, sagte Polizeisprecher Michael Merkle dem »nd« am Sonntagnachmittag.

Das kleine Mädchen ist bereits das vierte Neugeborene, das in diesem Jahr in Berlin ausgesetzt wurde. Die anderen drei Babys waren tot aufgefunden worden. Im Mai war ein toter männlicher Säugling in einem Park in Wilmersdorf gefunden worden. Anfang März wurde ein totes, neugeborenes Mädchen in einer Parkanlage in Lichtenberg entdeckt. Ermittler gehen davon aus, dass das Kind getötet wurde. An Silvester war in Neukölln zudem ein totes Mädchen in der Babyklappe des Vivantes-Krankenhauses abgelegt worden. Seit 2011 sind bereits elf Babys in der Hauptstadt getötet worden.

In der Stadt gibt es an fünf Standorten Babywiegen, an denen Mütter ihr Baby nach der Geburt anonym abgeben können: Die Babyklappen sind Teil von Krankenhäusern in Neukölln, Tempelhof, Spandau, Zehlendorf und Hellersdorf. Dieses Angebot soll die Mütter vor Verzweiflungstaten schützen und ist für den extremen Notfall gedacht. Auch das Bundesministerium für Familie betreibt ein Notfalltelefon für Betroffene. Zum Schutz von Mutter und Kind gibt es außerdem die Möglichkeit einer medizinisch betreuten, anonymen Geburt. Zudem können Frauen Schwangerenberatungsstellen anonym aufsuchen, dort wird auch in verschiedenen Sprachen informiert.

Wie die Babyklappen angenommen werden, ist nur schwer zu evaluieren. Der landeseigene Krankenhauskonzern Vivantes hat sich darauf geeinigt, keine Zahlen zu veröffentlichen, sagte Astrid Stäuber von der Pressestelle gegenüber »nd«.

Babyklappen sind immer noch politisch umstritten. Da sie nur für Frauen in »Notsituationen« gedacht sind, können Krankenhäuser keine Werbung für sie machen. Erst vergangenes Jahr hatte Gesundheitsminister Mario Czaja (CDU) die Babyklappe in Kaulsdorf eröffnet.

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