Olympia-Macher verbieten politische Proteste
»Fora Temer!« Organisatoren wollen Kritik der Besucher an Regierung in Brasilien unterbinden / Senatorin: »Das ist unglaublich«
Berlin. Politische Kritik im Stadion zeigen? Nicht, wenn es nach den Olympia-Organisatoren in Rio geht. Die haben die Besucher der Wettkämpfe eindringlich vor politischen Meinungsäußerungen gewarnt. »Solche Bekundungen sind innerhalb der Stadien nicht erlaubt«, sagte der Sprecher des Organisationskomitees, Mario Andrada, am Sonntag vor der Presse in Rio. Wer im Stadion demonstriere, werde zum Verlassen aufgefordert. »Politische Botschaften haben in den Sportstätten keinen Platz«, sagte auch IOC-Kommunikationsdirektor Mark Adams. Die Sprecher bezogen sich dabei vor allem auf Transparente und Pappschilder, die wiederholt von Regierungskritikern im Stadion gezeigt worden waren. Darauf ist zu lesen »Fora Temer!« (Temer raus!).
Die Forderung richtet sich gegen den umstrittenen Übergangspräsidenten Michel Temer. Er hatte die Amtsgeschäfte von Mitte-Links-Präsidentin Dilma Rousseff übernommen, gegen die derzeit ein ebenso umstrittenes Amtsenthebungsverfahren läuft. Die Politikerin von der linken Arbeiterpartei soll nach Olympia endgültig des Amtes enthoben werden. Temer hatte die Wut vieler Landsleute bereits zu spüren bekommen, als er zum Abschluss der Eröffnungszeremonie im Maracanã-Stadion das offizielle Startsignal für die Spiele gab und von den Protestrufen und Pfiffen der Zuschauer fast übertönt wurde.
Das Organisationskomitee rief Demonstranten auf, ihren Protest außerhalb der Stadien friedlich auszutragen. Die Wettkampfstätten selbst seien aber »Tempel des Sports«, wo politische Meinungsbekundungen gemäß der Olympischen Charta keinen Platz hätten, sagte Andrada. Seit Eröffnung der Spiele waren bereits mehrere Demonstranten aus den Stadien verbannt worden, weil sie T-Shirts mit der Aufschrift »Fora Temer!« trugen oder entsprechende Slogans riefen. Bei Regierungskritikern stieß dies auf Protest. »Unglaublich - man äußert eine Meinung und wandert dann ins Gefängnis!«, schrieb die Senatorin Gleisi Hoffmann auf Facebook. Agenturen/nd
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