Italiens Banken retten einander
Zunächst sollen die kleineren unter den gefährdeten Geldinstitute saniert werden
Die italienische Börse zeigte sich am Dienstag in einem freundlichen Plus, vor allem die Bankenwerte haben nach Wochen des Kriselns zugelegt. Analysten zufolge ist dies ein erstes positives Zeichen, dass das Fondsprojekt Atlante, mit dem die angeschlagenen Kreditinstitute wieder in flottes Fahrwasser gebracht werden sollen, zu wirken beginnt.
Inzwischen teilte der ebenfalls optimistische Finanzminister Pier Carlo Padoan, mit, dass bereits Atlante 2 auf den Weg gebracht wurde. Der Spread – der Zinsunterschied zwischen italienischen und bundesdeutschen Werten, immer ein gutes Maß für die wirtschaftliche Stabilität des Landes – hat ein Zehnjahrestief erreicht und liegt derzeit bei nur 119 Punkten. In den schwersten Krisenzeiten unter Silvio Berlusconi drohte er, die 500-Punkte-Marke zu überschreiten und einen wirtschaftlichen Kollaps Italiens auszulösen.
Inwieweit beide Pakte wirklich Wirkung zeigen, wird sich allerdings erst in einigen Wochen oder Monaten erweisen. Denn die drückende Last sogenannter fauler Kredite ist immens, sie werden immerhin auf 360 Milliarden Euro bewertet. Der Fonds Atlante ist ein neu gegründeter alternativer Investmentfonds, der von den kapitalstarken Banken, allen voran die größte italienische Investmentbank Mediobanca, zusammen mit der Versicherungsgruppe Generali-Axa ins Leben gerufen wurde. Atlante und Atlante 2 sollen insgesamt 5 bis 7 Milliarden Euro erbringen, die zur Kapitalaufstockung kränkelnder Institute verwendet werden sollen.
Zunächst sollen die kleineren unter den gefährdeten Banken saniert werden, darunter zählen die Veneto Banca und die Banca Popolare di Vicenza. Gegen die Chefetage der ersteren wird wegen Misswirtschaft ermittelt, in den vergangenen Jahren sollen etwa 5 Milliarden Euro Kapital »verbrannt« worden sein. Inzwischen wurde im Rahmen des Fonds Atlanta bekannt, dass beide Kreditinstitute eine Art Allianz eingehen könnten.
Vor allem gilt die jetzige Rettungsaktion der ältesten Bank der Welt, der Monte dei Paschi di Siena. Das drittgrößte Kreditinstitut riskiert, den Zusammenbruch und damit gewaltige Turbulenzen in der italienischen Wirtschaft auszulösen. Dies wird wahrscheinlich die schwierigste Rettungsoperation, die Regierung und Privatwirtschaft sich vorgenommen haben. Aus dem Fonds Atlante soll für eine Rekapitalisierung eine Summe von 1,6 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Benötigt werden in Siena zunächst jedoch mindestens 10 Milliarden, später 45 Milliarden Euro, um die Defizite auszugleichen.
Gleich seinem Finanzminister zeigt sich Regierungschef Matteo Renzi optimistisch, die Bankenkrise in den Griff zu bekommen. Man habe sich mit Brüssel abgestimmt, dass der gegenwärtige Kurs nicht mit dem Reglement kollidiert. Sollten die Initiativen der Privatwirtschaft jedoch nicht mit dem gewünschten Erfolg greifen, würde sich Rom nicht scheuen, mit Staatsmitteln einzugreifen. In diesem Falle müsste das Bail-in, die Inanspruchnahme von Aktionären und Gläubigern, greifen. Renzi jedoch versprach allen Sparern, dass ihre Einlagen sicher seien. Ob sich der Optimismus des Premiers beweist, wird der Herbst zeigen.
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