Videoüberwachung auf der Spur

Wie das Projekt »Surveillance under Surveillance« weltweit sämtliche Überwachungskameras dokumentieren will

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Vielen fallen sie im Alltag nicht auf, doch allein in Berlin gibt es mehr als 15.000 von ihnen: Es dürfte in einigen Bereichen der Hauptstadt kaum einen Flecken geben, an dem keine Überwachungskamera installiert ist. Öffentliche Plätze, Behörden, Verwaltungsgebäude, Einkaufszentren – überall sollen die spähenden Augen vermeintlich für Sicherheit sorgen. Den weltweiten Rekord der Späher sichert sich seit Jahren allerdings London: Allein in der U-Bahn der britischen Metropole soll es 12.000 Kameras geben, ein Doppeldeckerbus bringt es allein auf 12 Exemplare. Wie viele Kameras es insgesamt sind, ist unklar. Es herrscht Wildwuchs, auch weil private Nutzer nirgendwo zentral erfasst werden. Und so ein Hinweisschild, dass man gerade gefilmt wird, wird schnell übersehen.

Genau in diese Lücke stößt jetzt das Projekt »Surveillance under Surveillance«. Das engagierte Ziel: Alle weltweit bekannten Überwachungskameras auf einer digitalen Landkarte abbilden. Damit diese Weltkarte der Videoüberwachung gelingt, ist Initiator Max Kamba auf die Mitarbeit vieler Freiwilliger angewiesen. Notwendig dafür ist Account beim freien Kartendienst Openstreetmap.

Das Kartografierungsprojekt will dabei nicht nur alle Kameras erfassen, sondern zusätzliche Informationen bieten: Handelt es sich um ein Gerät mit eingeschränktem Blickfeld oder um eine sogenannte Dome-Kamera, die über einen Rundumblick verfügt. Erkennbar soll auch sein, ob die Überwachung in einem Gebäude stattfindet, die Kamera von einer Privatperson, Unternehmen oder den Sicherheitsbehörden installiert wurde.

»In unseren Städten gibt es kaum noch öffentlichen Raum, der nicht unter dauernder Beobachtung steht. Vielen scheinen die Kameras nicht mal aufzufallen und wenn doch, nicht zu stören. Dient ja der ‘Sicherheit’ und ‘wer nichts zu verbergen hat’…«, erklärt Kamba gegenüber netzpolitik.org.

Der Datenschützer weist allerdings darauf hin, dass die Erfassung nur so gut sein kann, wie jene, die weitere Kameras melden. »Die auf der Karte gezeigten Daten stellen aber nur ein sehr verzerrtes Bild der Situation dar. Abhängig vom Engagement einzelner bei Openstreetmap Aktiven sind Daten erfasst oder eben nicht«, erklärt Kampa. Deshalb werden in Hannover, wo der »Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung« sehr aktiv ist, bereits 1110 Einträge geliste, während es in Berlin bisher nur etwa 1000 sind und in Kassel bisher gar keine. »Da scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, was ich allerdings nicht glauben kann.«

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.