Tegernseer Bank kassiert Strafzins von Reichen

Bayerisches Geldinstitut gibt Gebühr für Einlagen bei der EZB weiter - Bundesverband Deutscher Banken spricht von einem Einzelfall

  • Lesedauer: 2 Min.

Gmund. Die Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee verlangt von reichen Sparern künftig Strafzinsen - als zweites Institut in Deutschland. Bankchef Josef Paul sagte am Donnerstag: »Es geht nur um 139 Kunden, die 40 Millionen Euro auf Giro- oder Tagesgeldkonten parken.« Der Bundesverband Deutscher Banken spricht von einem Einzelfall und sieht darin kein Signal: Normale Sparer müssten »nicht befürchten, für ihre Spargroschen Strafzins zu zahlen«.

Lagern Banken Geld über Nacht bei der Europäischen Zentralbank (EZB), müssen sie ihr 0,4 Prozent Strafzins zahlen. Diese Gebühr verlangt die Raiffeisenbank Gmund ab September von Privat- und Firmenkunden für Einlagen über 100 000 Euro auf Giro- oder Tagesgeldkonten zurück. »Die ersten 100 000 Euro sind frei. Die nächsten 100 000 kosten künftig 400 Euro im Jahr«, sagte Paul. Er hüte seit geraumer Zeit 40 Millionen Euro, die von einem Tag auf den anderen abgehoben werden könnten und die er nicht verwerten könne. »Die liegen bei mir auf dem Zentralbankkonto und verursachen 0,4 Prozent Kosten«, sagte der Bankchef. »Ich kann nicht für jede Million 4000 Euro hinlegen.« Die Kosten gebe er nach dem Verursacherprinzip nun weiter.

Das Bargeld einfach in den Tresoren der Raiffeisenbank liegen zu lassen, wäre viel zu gefährlich: »Ich hab' schon vier Überfälle erlebt, ich möchte nicht noch den fünften!«, sagte der Bankvorstand. Die meisten Kunden hätten Verständnis und wechselten auf andere Anlageformen. Nur wenige wanderten zu anderen Banken ab.

Der Genossenschaftsverband Bayern erklärte: »Der extreme geldpolitische Kurs der EZB verursacht bei allen Banken erhebliche Kosten.« Sie allein zu tragen, sei »betriebswirtschaftlich dauerhaft nicht möglich«. Einige deutsche Banken haben deshalb ihre Gebühren für Kontoführung, Kreditkarten oder Überweisungen erhöht. Mit Strafzinsen für Einlagen ab drei Millionen Euro hatte die Thüringer Volks- und Raiffeisenbank Altenburger Land mit ihrer Skatbank-Filiale 2014 Schlagzeilen gemacht.

Lars Hofer vom Bundesverband Deutscher Banken sagte, am Tegernsee gebe es »eine Klientel, die vom Vermögen etwas üppiger ausgestattet ist. Das kann für eine kleine Bank zum Problem werden«, wenn sie kostenlos Geld hüte. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -