Russlands Bomber starten in Iran

Vermutungen bestätigt – Hamedan ist Basis für Angriffe gegen den IS und andere Anti-Assad-Gruppen

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Vermutlich war man am Dienstag im Moskauer Verteidigungsministerium nicht besonders erfreut über die Geschwätzigkeit iranischer Partner. Die hatten tags zuvor berichtet, dass russische Bomber die Luftwaffenbasis Hamedan im Zentrum des Landes für Operationen gegen den Islamischen Staat (IS) nutzen. Die Fotos sind eindeutig. Sie zeigen Tu-22M3-Bomber (NATO-Code Backfire-C) sowie eine IL-76-Maschine. Die könnte Techniker und Material transportiert oder als fliegender Tanker fungiert haben. Eine F-14-Maschine der iranischen Luftwaffe begrüßte und eskortierte die Gäste bereits in der Luft.

Moskau und Teheran stehen auf derselben Seite. Beide unterstützen mit Soldaten die Regierung von Baschar al-Assad. So ist es auch nur logisch, dass Iran Russland eine Basis zur Verfügung stellt. Von wann die Fotos stammen, ist dabei nicht eindeutig, denn Experten munkelten, dass russische Maschinen bereits seit dem 7. August von Hamedan starten. Am 8., 11. und 14. August wurden jeweils sechs Tupolew-Maschinen eingesetzt. Was den Schluss nahelegt, dass das iranische Hamedan nicht nur eine Basis für Zwischenlandungen ist. Seit zwei Wochen ist überdies eine russische Tu-214R Aufklärungsmaschine im Syrieneinsatz.

Üblicherweise sind die eingesetzten Langstreckenbomber auf der russischen Luftwaffenbasis Engels, die liegt im Gebiet von Saratow an der Wolga, stationiert. Von dort starteten sie bereits mehrfach, um Ziele in Syrien zu bombardieren. Doch so ein Flug ist lang, navigatorisch anspruchsvoll und nicht ohne Nachtanken zu schaffen. Zudem nimmt mit zunehmender Entfernung die Nutzlast der Bomber ab. Angriffe von einem vorgeschobenen Stützpunkt in Iran sind wesentlich effektiver. Vor allem dann, wenn mit »dummen«, also ungelenkten Sprengbomben Flächen bombardiert werden. Da ist Masse wichtig. Beim jüngsten Angriff der in Hamedan stationierten strategischen Bomber seien fünf große Munitions- und Treibstoffdepots attackiert worden. Getroffen worden sind angeblich auch Trainingslager von Anti-Assad-Truppen in der Nähe von Sarakeb und Aleppo sowie in Deir ez-Zor.

Die Angriffe werden durch sieben russische Schiffe im östlichen Mittelmeer und dem Kaspischen Meer unterstützt. Sie verschießen Kalibr-Marschflugkörper. Die aus der Kaspi-See abgeschossenen nutzen gleichfalls iranischen Luftraum, um zu ihren Zielen in Syrien zu gelangen.

Auch die russische Luftwaffe setzt moderne, zielgenaue Lenkflugkörper ein. Das legen zumindest Videos nahe, die Tu-95-Langstreckenbomber beim Ausklinken solcher High-Tech-Waffen zeigen. Der russische Generalstab behauptet, am 11. August eine Produktionsanlage des IS für chemische Kampfstoffe zerstört zu haben. Die lag in Rakka. Damit mischte man sich erstmals in fremdes Gebiet ein, denn Rakka ist seit Monaten ein wesentliches Ziel für Luftangriffe der US-geführten Koalition. Der Angriff Russlands mag gute Gründe haben. Nur einen Tag zuvor hatte es Medienberichte über einen Chlorgasangriff bei Aleppo gegeben. Den hätte man angeblich mit russischen Hubschraubern verübt. Moskau dementierte, doch fand wenig Gehör. Womöglich bestrafte man daher umgehend die wirklich Schuldigen.

Es gibt Meldungen, laut denen sich die USA und Russland um eine noch engere Koordinierung der Angriffe in Syrien bemühen. Auch die türkische Luftwaffe hält sich gegenüber der russischen deutlich zurück. Doch geht Moskau offenbar lieber auf Nummer sicher. Die Fernbomber, so hört man, seien von russischen Suchoj-Jagdflugzeugen begleitet worden.

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