Mütter sollen zu stärkerer Berufstätigkeit ermutigt werden

Familiengeld geplant

  • Lesedauer: 3 Min.

Für Millionen berufstätige Eltern in Deutschland ist es ein alltäglicher Kraftakt. Morgens geht es schnell zur Kita oder zur Schule. Und danach mehr oder weniger gestresst gleich weiter ins Nachmittagsprogramm. Dabei sind es meistens die Mütter, die im Job kürzer treten, um Kinder zu betreuen.

Mit dem Familiengeld soll Eltern die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf erleichtert werden - und zwar nicht mehr ungleich zulasten der Frauen. Mütter sollen mit Blick auf ihre späteren Rentenansprüche ermutigt werden, stärker berufstätig zu bleiben. Viele Väter wünschten sich wiederum mehr Zeit für Kinder. In dem Konzept geht das Familienministerium davon aus, dass 20 Prozent der Eltern eine solche neue Leistung nutzen dürften.

Konkret sollen Eltern, die ihre Arbeit auf 28 bis 36 Wochenstunden senken, je 150 Euro im Monat vom Staat bekommen - für maximal 24 Monate, bis das Kind acht Jahre alt wird. Auch für getrennt lebende Eltern solle es je 150 Euro pro Kind geben. Alleinerziehende sollen den gesamten Festbetrag von 300 Euro bekommen.

Worin besteht das generelle Problem?

Wenn ein Kind auf die Welt kommt, teilen sich viele Eltern ihre Zeit ungleich auf. Häufig verdienen Väter besser und arbeiten voll weiter. Viele Mütter steigen dagegen ganz aus dem Beruf aus oder arbeiten nur wenige Stunden Teilzeit. So bleiben aber Aufstiegschancen auf der Strecke, und auch in die Rentenkasse zahlen sie weniger ein. Hier soll mit dem neuen Familiengeld angesetzt werden und dabei beide Seiten ermuntern: Mütter zu mehr Zeit für den Beruf, Väter zu mehr Zeit für den Nachwuchs.

Wie soll das Familiengeld konkret aussehen?

Der Familienministerin geht es um einen Anschluss ans Elterngeld, das Paare maximal bis zum 14. Lebensmonat eines Kindes bekommen können. Dabei soll das Geld vom Staat aber an eine »vollzeitnahe« Beschäftigung geknüpft werden. So soll - wie eingangs bereits erwähnt - jedes Elternteil jeweils 150 Euro im Monat bekommen können, wenn beide in einem Korridor von 28 bis 36 Stunden in der Woche arbeiten. Dies entspricht laut Bundesfamilienministerium etwa 80 bis 90 Prozent regulärer Vollzeitjobs. Gezahlt werden soll dieser Festbetrag unabhängig vom Einkommen bis zu 24 Monate lang und höchstens bis zum achten Geburtstag des Kindes.

Was sagen Wirtschaft und Gewerkschaften zu diesem Vorhaben?

In der Wirtschaft stößt der Vorschlag durchaus auf Interesse. »Wenn beide Elternteile die Aufgaben in Beruf und Familie gut aufteilen, kann das ein Beitrag zur Fachkräftesicherung in den Betrieben sein«, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer. Individuelle Lösungen brächten aber einiges an Organisation mit sich. Wichtiger als Anreize vom Staat seien daher mehr flexible Betreuungsangebote. Der Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) ist ausdrücklich für ein Familiengeld: »Es würde den Wunsch vieler Eltern unterstützen, sich Kindererziehung, Haushalt und Beruf partnerschaftlich zu teilen«, so die Vizevorsitzende Elke Hannack. Kritiker wenden hingegen ein, dass »ein Modell, bei dem beide Eltern zwischen 32 und 36 Stunden arbeiten müssen, kaum praktikabel« sei. Die Stundenzahl sei zu hoch angesetzt.

Wie geht es mit dem Vorhaben nunmehr weiter?

Trotz zahlreicher Widerstände vor allem in der CDU/CSU setzt die Familienministerin auf eine schnelle Umsetzung, kündigte aber zugleich an, dass das geplante Familiengeld notfalls erst nach der Bundestagswahl im kommenden Jahr eingeführt werde. Agenturen/nd

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