Thüringen: Keine Wohnsitzauflage für Geflüchtete

Rot-Rot-Grün lässt Asylbewerbern die Wahl / Linkenpolitikerin Berninger: Mit Wohnsitzauflage erreicht man keine Integration

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Geflüchtete sollen ihren Wohnort in Thüringen nach Anerkennung ihres Asylantrags auch künftig frei wählen dürfen. Nach Angaben des Migrationsministeriums sind derzeit keine anderweitigen Regelungen vorgesehen. Damit können Geflüchtete weiterhin entscheiden, ob sie etwa in Nordhausen, Gera oder Erfurt wohnen wollen. Laut dem neuen Bundesintegrationsgesetz können die Länder vorschreiben, wo Geflüchtete genau leben müssen. Mit der drei Jahre lang geltenden Wohnsitzauflage soll verhindert werden, dass Menschen in großer Zahl vom Land in wenige Großstädte ziehen.

Gut zwei Wochen nach Inkrafttreten des Gesetzes sind nach den Worten eines Ministeriumssprechers keine auffälligen Wanderungsbewegungen innerhalb Thüringens zu erkennen. Belastbare Zahlen lägen aber noch nicht vor. Es war zunächst befürchtet worden, dass viele Geflüchtete in Städte wie Erfurt und Jena ziehen könnten. Die neuen Regeln schreiben Geflüchteten allerdings generell vor, dass sie wieder in das Bundesland ziehen müssen, in dem sie ihr Asylverfahren durchlaufen haben. Nach Einschätzung des Ministeriums sind allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 2500 in Asylverfahren als anerkannt eingestufte Geflüchtete in andere Bundesländer gezogen. Wie viele von ihnen wieder zurückkehren, ist allerdings unklar.

Die Linken-Landtagsabgeordnete Sabine Berninger, die auch im Thüringer Flüchtlingsrat aktiv ist, sieht ebenfalls noch keinen Ansturm von Geflüchteten auf die großen Städte oder generell nach Thüringen. Sie kritisierte die Wohnsitzauflage: »Wenn man jemandem vorschreibt, wo er wohnen soll, erreicht man keine Integration.« Wichtig seien entsprechende Angebote. Von der Auflage ausgenommen sind jene, die einen Job oder eine Lehrstelle gefunden haben. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.