Hertha siegt in letzter Minute
Die Berliner mühen sich zu einem 2:1 gegen Aufsteiger SC Freiburg
Noch bevor die Saison richtig losging, sehnte sich Pal Dardai schon wieder nach »Ruhe«. Der Trainer von Hertha BSC hatte sich vor dem Bundesligastart gegen den SC Freiburg am Sonntagnachmittag vor 41 648 Zuschauern im Berliner Olympiastadion gegen allzu frühe Kritik an seiner Mannschaft gewehrt. Mit einem mühsamen 2:1 (0:0) gegen den Aufsteiger erspielte das Team seinem Trainer zumindest etwas Schonzeit.
»Bei uns ist positive Stimmung«, hatte Dardai fast schon trotzig verlauten lassen. Zweifel an der Leistungsfähigkeit der Berliner Erstligafußballer waren zuerst nach dem Ausscheiden gegen Bröndby Kopenhagen in der Qualifikation zur Europa League aufgekommen. Dass sich Hertha BSC im DFB-Pokal vor einer Woche gegen den Drittligaaufsteiger Jahn Regensburg erst im Elfmeterschießen durchsetzen konnte, taugte auch nicht zur Beruhigung der Kritiker.
Die Bemühungen der Berliner, mit einem guten Ligastart ihr Selbstvertrauen stärken zu wollen, waren gegen Freiburg von Beginn an zu erkennen. Hertha war die bestimmende Mannschaft und hatte durch Genki Haraguchi (6. Minute) und Peter Pekarik (11.) die ersten Torschussversuche. Viel kam in der ersten Halbzeit danach allerdings nicht mehr. Wie schon gegen Bröndby und Regensburg taten sich die Berliner im Spielaufbau sehr schwer. Daraus resultiert das noch größere Problem, die fehlende Torgefahr.
Weil sich Hertha BSC viel zu zögerlich auf dem Weg zum Freiburger Tor zeigte, gab es nach einer knappen halben Stunde die ersten Pfiffe von Berliner Fans. Außer einem weiteren Torschussversuch, diesmal von Mitchell Weiser (30.) aus 20 Metern, gelang nichts mehr in der Offensive. So wurden die Berliner auch mit Pfiffen in die Kabine geschickt. Das lag auch daran, dass der Aufsteiger sogar die besseren Torchancen hatte.
Eine Viertelstunde hatten die Freiburger im Olympiastadion gebraucht, um sich an die neue Liga zu gewöhnen. Danach standen sie in der Abwehr sehr stabil und erspielten sich zwei gute Chancen. In der 23. Minute konnte Hertha-Torwart Rune Jarstein im letzten Moment vor dem einschussbereiten Janik Haberer klären. Sieben Minuten vor dem Halbzeitpfiff stand Vincenzo Grifo nach einer schönen Kombination frei vor dem Torhüter. Weil der Freiburger mit dem Abschluss aber etwas zu lang zögerte, konnte sein Schuss aus zehn Metern noch von einem Berliner Abwehrbein abgeblockt werden.
Wer mit dem torlosen Unentschieden zur Pause unzufriedener war, zeigte sich nach Wiederanpfiff. Hertha BSC spielte jetzt mutiger, entschlossener und druckvoller nach vorn. Die Berliner schnürten die Gäste teilweise minutenlang in deren eigener Hälfte ein. Fast folgerichtig ergaben sich auch Torchancen. Nach 54 Minuten versuchte es Vladimir Darida aus 15 Metern, der Ball blieb aber in der Freiburger Abwehr hängen. Zwei Minuten später zog Haraguchi von links zum Freiburger Strafraum und brachte das Spielgerät diesmal auch aufs Tor: Freiburgs Keeper Alexander Schwolow, der erst jetzt erstmals eingreifen musste, parierte gut.
Nachdem sich die Berliner dem Ziel angenähert hatten, war es Darida, der es traf: Nach 62 Minuten und einem Doppelpass mit Herthas einzigem Stürmer in der Startelf, Vedad Ibisevic, hämmerte Darida den Ball von der Strafraumgrenze zur Führung ins Netz. Freiburgs Trainer Christian Streich reagierte wenig später mit einem Doppelwechsel und brachte mit dem olympischen Silbermedaillengewinner Nils Petersen einen weiteren Stürmer. Interessant wurde es aber erst wieder in der Nachspielzeit: In der 93. Minute bejubelten die Freiburger nach einem Kopfballtor ihres Kapitäns Nicolas Höfler erst den Ausgleich, zwei Minuten später sicherte der eingewechselte Stürmer Julian Schieber mit seinem Treffer aus zehn Metern doch noch den Sieg der Gastgeber.
Die Aufsteiger aus Freiburg fuhren zwar ohne Punkte nach Hause, aber immerhin mit dem Gefühl, dem Bundesligasiebten der Vorsaison ein meist ebenbürtiger Gegner gewesen zu sein. Hertha BSC freut sich über den ersten Sieg, Trainer Pal Dardai darauf, in Ruhe trainieren zu können. Zu verbessern gibt es im Spiel der Berliner jedenfalls noch reichlich.
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