Mindestlohn hilft nicht gegen Kinderarmut

Bericht: Zahl der Kinder in Aufstocker-Haushalten konstant bei fast 900.000 / Grüne sprechen von »Skandal«

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Einführung des Mindestlohns hat die Kinderarmut in Deutschland offenbar nicht spürbar vermindert. Die Zahl der Minderjährigen in so genannten Aufstocker-Haushalten sei zwölf Monate nach Einführung des Mindestlohns praktisch konstant geblieben, hieß es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion, aus der die »Frankfurter Rundschau« zitierte. Die Grünen bezeichneten dies als »Skandal«.

Aufstocker-Familien sind Haushalte mit mindestens einem Erwerbstätigen, der zusätzlich zu seinem geringen Gehalt noch Hartz-IV-Leistungen beantragen muss. Bei Einführung des Mindestlohns im Januar 2015 lebten dem Bericht zufolge 861.022 Kinder unter 18 Jahren in solchen Haushalten. Ein Jahr später, im Januar 2016, seien es 861.539 gewesen. Auch der Anteil dieser Kinder an der Gesamtheit ihrer Altersgenossen, die auf Arbeitslosengeld II angewiesen waren, blieb bei 45 Prozent konstant. Insgesamt lebten in Deutschland demnach rund 1,9 Millionen Kinder in Hartz-IV-Haushalten.

Die Grünen werteten die Zahlen als Beleg, dass der Mindestlohn als sozialpolitische Maßnahme zur Armutsvermeidung nicht ausreiche. »Es ist ein Skandal, wenn fast 900.000 Kinder, obwohl ihre Eltern arbeiten, von Hartz-IV-Leistungen abhängig und damit massiv von Armut bedroht sind«, sagte Wolfgang Strengmann-Kuhn, der sozialpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, der »Frankfurter Rundschau«. Dieser Zustand sei inakzeptabel. »Der Mindestlohn geht an den Familien vorbei«, kritisierte der Abgeordnete. Um die wirklich Bedürftigen zu erreichen, müssten Erwerbstätige über einen Steuerzuschuss ein Garantieeinkommen erhalten, forderte Strengmann-Kuhn. Außerdem müsse eine Kindergrundsicherung eingeführt werden. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.