Strafe für Verkauf fauler Darlehen

US-Justiz fordert wegen windiger Immobiliengeschäfte 14 Milliarden Dollar von der Deutschen Bank

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Finanzkrise soll nun auch die Deutsche Bank teuer zu stehen kommen. Das US-Justizministerium in Washington will die Großbank wegen windiger Hypothekenpapiere auf 14 Milliarden Dollar (rund 12,5 Milliarden Euro) verklagen. Mit dem Geld sollen Ansprüche an die Bank aus der Zeit der Finanzkrise beglichen werden, hieß es am Freitag in diversen US-Medien. Damals hatten viele Investoren mit diesen Papieren hohe Verluste gemacht.

Deutschlands größte Bank hat wie viele US-amerikanische und europäische Geldgiganten bis zum Ausbruch der globalen Finanzkrise im Sommer 2007 jahrelang Hypotheken in komplexe Wertpapiere gebündelt - und diese weltweit weiterverkauft. In der Finanzkrise erwiesen sich viele dieser RMBS-Bonds dann als fast wertlos. Im Regelfall waren abertausende gesunder und fauler Darlehen, die US-amerikanische Häuslebauer aufgenommen hatten, in solchen Finanzpaketen zusammengeschnürt worden. Wie riskant die Wertpapiere, die hohe Renditen versprachen, wirklich waren, blieb vielen Anlegern zunächst verborgen. Das erste Opfer in Deutschland wurde dann die Landesbank Sachsen. Sie hatte sich mit solchen RMBS-Bonds verspekuliert.

14 Milliarden Dollar wäre die höchste Strafsumme, die in den Vereinigten Staaten jemals gegen eine ausländische Bank verhängt worden sind. Die Deutsche Bank bestätigte allerdings am Freitag Marktgerüchte, dass das US-Justizministerium in Washington der US-Tochtergesellschaft einen ersten Vergleichsvorschlag unterbreitet und die Bank aufgefordert habe, einen Gegenvorschlag zu unterbreiten.

Demnach hofft man in der Konzernzentrale in Frankfurt am Main noch, mit einem blauen Auge davonzukommen. »Die Deutsche Bank beabsichtigt auf keinen Fall, diese möglichen zivilrechtlichen Ansprüche in einer Höhe zu vergleichen, die auch nur annähernd der genannten Zahl entspricht«, konterte das Institut. Die Verhandlungen stünden erst am Anfang. »Die Deutsche Bank«, hieß es in einer Ad-hoc-Meldung für die Börse weiter, »erwartet ein Verhandlungsergebnis, das im Bereich ihrer Wettbewerber liegt, die sich mit dem US-Justizministerium bereits auf deutlich niedrigere Beträge geeinigt haben.« Das US-Justizministerium äußerte sich zunächst nicht.

Experten wie Neil Wilson vom Londoner Finanzdienstleister ETX Capital erwarten, dass sich Bank und Justiz auf ein Drittel der jetzigen Strafsumme einigen werden. Eine Reihe weiterer europäischer Banken steht im Zusammenhang mit der Finanzkrise noch im Fokus der US-Justiz. Die britische RBS soll möglicherweise 13 Milliarden Dollar zahlen. Auch hier erwarten Beobachter einen Deal, der die Strafzahlung mindestens halbiert.

2013 hatte die Deutsche Bank bereits 1,9 Milliarden Dollar an die öffentlichen US-Immobilienfinanzierer Fannie Mae and Freddie Mac zahlen müssen. Mit 14 Milliarden Dollar würde sich die Deutsche Bank in die höchsten Strafzahlungen einreihen, welche die US-Justiz gegen US-amerikanische Banken verhängt hat. Vor drei Jahren zahlte JP Morgan Chase 13 Milliarden Dollar für dubiose Immobiliengeschäfte, vor zwei Jahren die Bank of America sogar 16,7 Milliarden Dollar.

Der leichte Erholungskurs der Deutsche-Bank-Aktien wurde durch die Neuigkeiten gleich wieder ausgebremst: Die Papiere verloren am Freitag knapp sieben Prozent und fielen mit 12,20 Euro am Vormittag wieder auf den Stand von Mitte August zurück. Der Deutschen Bank machen die niedrigen Zinsen sowie hauseigene Probleme schwer zu schaffen.

Es sei üblich, mit einer überhöhten Forderung in die Verhandlungen zu gehen, sagte ein Börsianer. Eine Einigung auf einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag sei aber kaum vorstellbar. Laut dem Analysten Jacques-Henri Gaulard war am Markt von 2,4 Milliarden US-Dollar ausgegangen worden. Kommentar Seite 2

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