Dodik holt Rat aus Moskau
Russlands Präsident Wladimir Putin, Chef einer Weltmacht und daher eine ganz andere politische Gewichtsklasse, findet stets Zeit und Muße für den Gast aus dem Ostteil von Sarajevo, von wo aus Milorad Dodik sein Teilfürstentum Republika Srpska (RS) regiert. So stand dieser auch am Donnerstag im Terminkalender.
Allein schon das Reisedatum wurde vom Rest der Welt als Provokation wahrgenommen. Sonntag sollen die rund 1,5 Millionen Einwohner der Republik entscheiden, ob der 9. Januar - der Tag der Abspaltung von der überwiegend muslimischen jugoslawischen Ex-Teilrepublik Bosnien-Herzogowina 1992 mit folgenden blutigen Bürgerkrieg und einer Konföderation - künftig Staatsfeiertag wird. Große Zustimmung, die als sicher gilt, will Dodik als Mandat für ein weiteres Plebiszit 2017 werten, bei dem es um sehr viel mehr geht: den Austritt der Republika Srpska aus Bosnien und Herzegowina und ihren Anschluss an Serbien.
Russland ist traditionell Einflussfaktor auf dem Balkan, befreite, wie Moskau es sieht, mit seinen Kriegen gegen das Osmanische Reich die orthodoxen Glaubensbrüder. Es half ihnen bei der Wiederherstellung von Eigenstaatlichkeit nach bis zu 500-jähriger türkischer Herrschaft und fordert dafür immerwährenden Dank ein. Der Beitritt Rumäniens und Bulgariens zu NATO und EU wird als Verrat wahrgenommen. Serbien, mit dem Moskau - nicht zuletzt wegen Unterstützung im Kosovo-Krieg 1999 - besonders enge Beziehungen unterhält, bewegt sich jetzt in die gleiche Richtung.
Seit Belgrads Beitrittsverhandlungen mit Brüssel laufen, bemüht Moskau sich um besondere Beziehungen zu Mazedonien, den serbischen Enklaven des Kosovo und vor allem zu Bosnien-Herzegowina. Russland investiert massiv in beiden Entitäten. Dodik erörtere mit Putin weitere Projekte, hieß es, und verstärkte Kooperation bei der Terrorismusbekämpfung.
Moskau kommt entgegen, dass der Westen derzeit auf anderen internationalen Großbaustellen übergenug zu tun und sich aus dem Friedensprozess in Bosnien weitgehend zurückgezogen hat.
Russische Balkan-Experten warnen, Unterstützung durch Moskau und die nationalistische Opposition in Belgrad allein würden nicht genügen um die Abspaltungspläne von Serbenführer Dodik zu legitimieren. Putin wäre daher gut beraten zu vermitteln. Das Referendum jedoch, so Dodik, werde gegen alle Widerstände durchgezogen.
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