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Leuchten in der Finsternis

  • Lesedauer: 2 Min.

»Es gibt sehr viel zu sehen auf dem Erdenrunde, das das Bild vom Ebenbilde Gottes nicht grad ziert / Doch keines gleicht dem schwachen Bilde jenes Menschen, der einen Köter an der Endlosleine über eine zugeschissne Wiese führt.« Das sind Verse eines Künstlers, der zu seinen Lebzeiten zu Deutschlands wortgewaltigsten komischen Dichtern zählte. Und ein unkorrumpierbarer Linker war, sein Leben lang.

Der 2013 verstorbene Lyriker, Vortragskünstler, Kolumnist, Schauspieler und leidenschaftliche Fahrradfahrer Horst »Hotte« Tomayer schrieb von 1975 bis zu seinem Tod im linken Monatsmagazin »Konkret« die Kolumne »Tomayers ehrliches Tagebuch«, in der er, im besten Sinne rücksichtslos und mit einer sprachlichen Meisterschaft, die ihresgleichen suchte, das mal schändliche, mal wundersame Treiben der Mitwelt protokollierte und kommentierte.

Immer wieder spielte Tomayer auch kleine Nebenrollen in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen, so etwa in den populär gewordenen »Otto«-Filmen oder in Gerhard Polts Faschingshorrorfilm »Kehraus«.

Zu den bekennenden Bewunderern seines Werks zählten so unterschiedliche Schriftsteller wie Robert Gernhardt, Peter Hacks und Hermann Kant. Vom kürzlich verstorbenen Hermann Kant stammt der schöne Satz: »Seit Dezennien leuchtet mir der deutsche Dichter Tomayer durch alle Finsternisse.«

Es wurde also Zeit für eine Ehrung: Im »Hotel Kronprinz« in Falkensee wird es am Sonntag von 17 bis etwa 20 Uhr eine bebilderte Lesung zum Gedenken an Tomayer geben. Aus seinem Werk lesen werden die »Konkret«-Redakteurin Marit Hofmann, der Filmemacher und Autor Fritz Tietz und der Regisseur und Schauspieler Christoph Hofrichter (»Tatort«, »Polizeiruf 110«, »Unser Lehrer Doktor Specht«).

Auch das eine oder andere Filmchen aus der ARD-Satiresendung »extra 3« wird vermutlich zu sehen sein, für die Fritz Tietz wiederholt gemeinsam mit dem Darsteller Tomayer arbeitete. tbl

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