BMW will es nicht allein gewesen sein

Autobauer verteidigt Einflussnahme auf Politik

  • Lesedauer: 2 Min.

München. Der Autobauer BMW ist einem Zeitungsbericht über eine maßgebliche Einflussnahme auf künftige Abgas-Grenzwerte in der EU entgegengetreten. Nicht allein BMW, sondern die gesamte Autoindustrie habe der EU-Kommission dargelegt, welche Grenzwerte mit verantwortbarem Aufwand noch machbar wären, sagte ein Konzernsprecher am Samstag. »Das ist keine spezielle BMW-Forderung gewesen, sondern eine der gesamten Automobilbranche.« Kontakte zwischen Wirtschaft und Politik halte man beim Autobauer »nicht für was Anrüchiges«.

Die »Süddeutsche Zeitung« hatte am Samstag über ein Positionspapier mit den »wichtigsten Forderungen der BMW Group« berichtet, das die bayerische Staatskanzlei dem Bundeskanzleramt kurz nach dem Auffliegen des VW-Abgasskandals Ende Oktober 2015 mit der Bitte um »vertrauliche Behandlung« geschickt habe. Einen Tag später hätten sich die EU-Staaten auf weniger strenge Regeln als zunächst geplant verständigt. Was in Brüssel beschlossen worden sei, entspreche dem, was BMW durchsetzen wollte, hieß es in dem Bericht.

Zudem habe zuvor Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) einen Brandbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geschickt. Die EU-Pläne würden »den Automobilstandort Deutschland nachhaltig beschädigen«, zitiert die Zeitung. Das Fehlverhalten von VW dürfe nicht dazu benutzt werden, die deutsche Autobranche insgesamt zu diskreditieren, warnte Seehofer.

Die Umweltorganisation Green-peace hatte mit scharfer Kritik auf die in dem Bericht dargestellten Verbindungen reagiert. »Wenn die Autolobby ruft, macht die Politik Männchen - bis heute«, meinte Verkehrsexperte Tobias Austrup auch mit Blick auf die Folgen des VW-Abgas-Skandals.

Eine Sprecherin der bayerischen Staatskanzlei bestätigte den Kontakt zwischen ihrer Behörde und dem Bundeskanzleramt vor der EU-Entscheidung. »Wir standen im Schriftverkehr«, sagte sie der dpa - und fügte hinzu, dass dies keine Besonderheit sei. dpa/nd

Kommentar Seite 4

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.